Der Hersteller norwegische Outdoor-Hersteller Bergans, zudem die Marke Ally gehört, bewirbt das Ally 16.5 DR als meistverkauftes Faltkanadier der Welt. Wer in Norwegen schon einmal paddeln war, wird sicherlich auch schon mal ein Ally Boot auf dem Wasser gesehen haben. Dort nämlich sind diese Kanadier sehr beliebt. Wir haben die Chance gehabt im Rahmen einer Bootsmesse ein Ally Kanadier zu testen und können vorab sagen, dass du uns das Paddeln mit dem Kanadier sehr viel Spaß gemacht hat.
Produktdaten
Max. Personenanzahl:
Länge:
Breite:
Gewicht:
Packmaß:
Max. Beladung:
Material:
2
500 cm
90 cm
20 kg
110 x 42,5 x 50 cm
380 kg
glasfaserverstärktes PVC (Bootshaut), Aluminium (Gerüst)
Produktionsland:
Schweden
Welches Modell wurde getestet?
Ally 16.5 DR aus dem Jahr 2018
Wie ist der Test entstanden?
Der Test ist im Rahmen einer Outdoor-Messe am Chiemsee entstanden.
Wie intensiv wurde es getestet?
angetestet
2 Balken = mind. 1 Tages-/ 2 Halbtagestouren
3 Balken = mind. 4 Touren
4 Balken = mind. 8 Touren
5 Balken = mind. 12 Touren (sehr intensiv)
Wo wurde es getestet?
Wildwasser
Ruhige Flüsse
Seen
Aufbau und Ersteindruck
Da wir das Boot im Rahmen einer Bootsmesse getestet haben, konnten wir es nicht selbst auf- und abbauen. Daher können wir hier keine eigenen Erfahrungswerte angeben. Die Informationen zum Aufbau basieren auf Recherchen und dem Austausch mit dem Hersteller vor Ort. Laut Angaben des Herstellers benötigt man ungefähr 25 Minuten für den Aufbau. Als Anfänger wird man aber deutlich mehr Zeit einplanen müssen, bis man den Dreh raus hat. Vor allem bei neuwertigen Ally Booten gehen die Aluminiumrohre noch nicht so einfach ineinander und deswegen liegt auch ein Gummihammer dabei.
Das Ally 16.5 besteht insgesamt aus 4 Teilen: Bootshaut, Bodenmatte, Steckrahmengestell und Sitze. Die Bootshaut besteht aus Glasfaser verstärkten PVC beschichteten Material. Dieses soll besonders widerstands- und UV-beständig sein. Dennoch kann die Bootshaut auch bei messerscharfen Steinen oder sehr spitzen Äste Schaden nehmen. Prinzipiell verträgt das Material aber relativ viel an Belastung. Bei kleineren bis mittleren Schäden lässt sich dies jedoch selbst mit dem mitgelieferten Reparaturset wieder reparieren. Wasserrutschen aus Beton würden wir aber dennoch vermeiden, um unnötige Scheuerstellen an der Haut zu verhindern.
Die geschlossenzellige Schaumstoffmatte, die zwischen das Steckrahmengestell und die Bootshaut gelegt wird, sorgt für den notwendigen Auftrieb. Die Aluminiumstangen werden wie bei Zeltstangen mit Hilfe eines Gummiseils in Inneren einfach zusammengesteckt. Die Querstreben werden über Klickverschlüsse aus Plastik mit den Längsstangen befestigt.
An den Klickverschlüssen kommen dann auch die Schalensitze. Diese sind nicht nur in Höhe und Neigung verstellbar, sondern auch flexibel im Bootsinneren platzierbar. Sie werden eben nicht nur ins Bootsinnere eingehängt, sondern mit dem Rahmen fest arretiert, was auf jeden Fall für mehr Sitzstabilität sorgt.
Das Boot wird idealerweise von 2 Personen gepaddelt, wodurch es sich am einfachsten paddeln lässt und noch viel Platz für Gepäck bleibt. Geübte Paddler können Kanadier auch ohne Probleme Solo paddeln. Dafür montiert man einfach einen Sitz weniger ins Boot. Im Lieferumfang sind zwar nur 2 Sitze, aber durch den Zukauf eines weiteren Sitzes kann es auch von 3 Erwachsenen gepaddelt werden. Für Familien eignet sich der Kanadier ebenso, da es ohne Probleme 2 Erwachsene und 2 Kinder aufnehmen kann. Auch in dieser Kombination kann noch ausreichend Gepäck mitgenommen werden. Es ist erstaunlich, wie viel sich alleine im Bug und Heck verstauen lässt.
Die Kiellinie des Bootes ist nur wenig gewölbt, wodurch der Hersteller einen guten Geradeauslauf verspricht. Berücksichtigen sollte man immer, dass das Boot mit bestem Geradeauslauf nicht das wendigste Boot sein kann. Dank der einfallenden Enden hat das Boot dennoch eine ziemlich gute Wendigkeit. Wenn du mehr über die grundlegenden Eigenschaften der verschiedenen Kanuformen wissen möchtest, dann empfehlen wir dir den Leitartikel zu Kanus durchzulesen.
Mit im Lieferumfang des Bootes ist auch ein Packrucksack für den Transport und die Lagerung des Bootes. Die gepolsterten Schulterriemen und der Brustgurt erleichtern auf jeden Fall das Tragen. Nichtsdestotrotz wiegt das Boot 20 kg und mindestens Paddel und Schwimmwesten müssen als Ausrüstung noch dazu gerechnet werden. Dies ist ein Gewicht, das man nicht unterschätzen sollte, wie wir auch feststellen konnten, als wir ihn probeweise mal aufgesetzt haben. Kurze Touren zu Fuß sollten kein Problem darstellen. Längere Fußwege mit dem Packrucksack wären aber zweifelsohne ziemlich kräftezehrend und schweißtreibend.
Erfahrungen auf dem Wasser
Schon zu Beginn ist uns sofort das geringe Gewicht des aufgebauten Bootes aufgefallen, welches sehr angenehm zu tragen ist und auch einfach von Bootstegen ins Wasser zu setzen ist. Aufgrund des Gestells aus Aluminiumrohren im Innenraum kann man sich schnell die Frage stellen, ob man beim Einstieg ins Boot besonders vorsichtig sein muss, um beispielsweise nicht auf die Verbindungsstücke zu treten. Diese Sorge ist aber unberechtigt, denn man kann ohne Probleme überall im Boot hintreten.
Wir sind das Boot bei guten Bedingungen gepaddelt, sonnig und wenig Wind, so wie man sich eigentlich den perfekten Tag für einen Paddelausflug vorstellt.
Das Paddeln mit dem Ally 16.5 DR auf dem See hat uns richtig Spaß gemacht. Man ist sofort erstaunt, wie gut doch die Fahreigenschaften eines Faltbootes sein können. Dank der nur leicht gewölbten Kiellinie hatten wir auch kein Problem das Boot in einem guten Geradeauslauf zu bekommen. Der große Vorteil gegenüber aufblasbaren Kanus neben den besseren Fahreigenschaften ist zweifelsohne auch die bessere Ausführbarkeit der Paddeltechnik. Bei aufblasbaren Kanus, wie z.B. das Grabner Adventure oder das Gumotex Scout, hat man die breiten Seitenschläuche, bei denen man nicht so dicht am Boot mit dem Paddel einstechen kann und dementsprechend seine Paddeltechnik etwas anpassen muss.
Nach einigen kräftigen Paddelschlägen waren wir nicht nur positiv überrascht, wie schnell das Boot an Fahrt aufnimmt. Zwar ist das Ally Tour 16.5 nach Herstellerangaben nicht das schnellste Modell, aber wir hatten den Eindruck, dass wir mit dem Boot schneller unterwegs sein konnten als mit einem Festrumpfkanadier.
Auch bei kleinen oder größeren Wellen, ist man mit einem Faltkanadier auf der sicheren Seite. Durch die Flexibilität des Rumpfes windet sich das Boot förmlich über die Wellen, ohne dabei wirklich an Form zu verlieren. Gerade im Wildwasser würde man die klassischen Einschläge im Heck und Bug nicht haben. Dadurch gelangt weniger Wasser ins Bootsinnere als in jeglichen Festrumpfvarianten und bleibt auch beim stärkeren Wellengang länger trocken. Ein weiterer Vorteil, der sich hier ergibt, ist dass starke Bewegungen im Boot nicht gleich auch 1:1 ans Ende übertragen werden und das Boot recht stabiler bleibt. Das ist gerade dann vorteilhaft, wenn man vorne seinen Hund oder Kinder zu sitzen hat.
Das Ally Tour 16.5 mit einer Länge von 5 m wird niemals so wendig sein können wie ein 2 m Wildwasserkajak. Auch unser Gumotex Swing 2, welches wir regelmäßig paddeln, ist wendiger als das Ally. Als wir mit dem Ally gepaddelt sind, haben wir schon gemerkt, dass das Ally ein wenig Zeit braucht um zu reagieren. Dennoch ist es für ein Kanadier relativ wendig. Da die Wendigkeit maßgebend durch den Kielsprung bestimmt wird, lässt sich beim Faltboot über die Sitzposition und Beladung Einfluss nehmen. Im Wildwasser sollte man somit vor allem die Mitte des Bootes belasten, um einen stärkeren Kielsprung zu haben. Bei Touren auf Seen sollte man vor allem das Gepäck gleichmäßig in Heck und Bug verteilen, um eine gerade Kiellinie zu haben und somit von einem optimalen Geradeauslauf zu profitieren.
Vor allem beim stärkeren Wind würde das Freibord eine große Angriffsfläche bieten und die Manövrierbarkeit und Geschwindigkeit einschränken. Sinnvoll ist hier die Anschaffung von Spritzdecken, die auch bei Regen schützen. Denn gerade mit einem großen Kanadier wird man wahrscheinlich auch mehrtägige Touren unternehmen, wo man vorher das Wetter nicht komplett einschätzen kann.
Die Macher von Lappland-Tour.de sind auch mit einem Ally Tour 16.5 unterwegs und geben in einem Artikel interessante Tipps zur Verbesserung der Lebensdauer. Positiv ist es auch, dass Ersatzteile beim Hersteller nachbestellbar sind.
Stärken und Schwächen
Die große Stärke des Ally Tour 16.5 sind seine Fahreigenschaften und sein flexibler Einsatz. Wer bereit ist für ein hochwertiges Faltboot mehr zu investieren und vor allem zu Beginn beim Aufbau Geduld mitbringt, wird nicht viele weitere Nachteile des Bootes finden können.
Das hat uns gefallen
+ sehr gute Fahreigenschaften + sowohl für Seen als auch Wildwasser geeignet + stabile Konstruktion
+ variable Sitzpositionen + viel Platz im Innenraum
+ geeignet auch für mehrwöchige Touren + Packsack bereits im Lieferumfang
Das hat uns weniger gefallen
– hoher Anschaffungspreis – zeitintensiver Aufbau
– neuwertige Ally Boote sind zäh im Aufbau – scharfe Rohrenden – Boot mit geringer Beladung ist recht windanfällig
Fazit zum Ally 16.5 DR
Das Ally Kanadier ist genau die richtige Wahl für diejenigen, die weder Auto für den Transport noch genügend Platz daheim haben, um sich ein Festrumpfboot anzuschaffen, sich aber trotzdem dem Kanuhobby widmen möchten. Dank der Falttechnik verfügen Ally Kanadier über eine sehr gute Steifigkeit und kommen den Fahreigenschaften eines Festrumpfbootes sehr nahe.
Das Boot ist ideal für längere Touren mit viel Gepäck auf Seen als auch auf ruhigen bis wilden Flüssen. Klassisches Einsatzgebiet eines solchen Bootes sind beispielsweise für Kanutouren in Schweden. Für die kleine Nachmittagstour spricht aber dagegen sicherlich der zeitintensivere Auf- und Abbau. Hier sollten sich potentielle Interessenten auch über die aufblasbare Alternative anderer Hersteller informieren. Diese haben zwar nicht ganz so gute Fahreigenschaften wie Faltkanadier, dafür sind sie aber viel schneller und einfacher aufgebaut.
Uns hat das Boot auf jeden Fall vom Verhalten auf dem Wasser überzeugt und wir sind uns sicher, es auch in Zukunft wieder paddeln zu möchten.
Alternativen
Gumotex Scout
Eine günstigere und gute Alternative für Fließgewässer ist das Gumotex Scout. Es hat eine noch höhere Zuladung (450 kg) und kann sogar im Wildwasser bis zur Stufe 4 gepaddelt werden. Darüber hinaus ist der Auf- und Abbau ein Kinderspiel im Vergleich zum Ally Faltkanadier. Wer hingegen große Seetouren unternehmen möchte, ist mit dem Ally 16.5 DR besser beraten.
Itiwit x500 Kanu
Ein Schlauchkanu mit geringer Aufbauzeit und sehr geräumigem Innenraum ist das Itiwit x500 Kanu von Decathlon. Sowohl der Boden als auch der die Seitenboden bestehen aus Drop-Stitch, sodass die Luftschläuche kaum etwas vom Innenraum einnehmen. Das Kanu bietet 2 Plätze für Erwachsene und 2 Pläze für Kinder in der Mitte. Die maximale Zuladung von 250 kg ist deutlich geringer als beim Ally oder Gumotex Kanu.
Weiterführende Links
- Ally Herstellerseite
- Erfahrungsbericht und Pflegetipps von CanoeDiary.blogspot
- Tipps zur Verbesserung der Langlebigkeit von Lappland-Tour.de
Hey..vielleicht haben wir uns irgendwann mal getroffen. Bin 1984, 1985 den Yukon runter bis Eagle in einem Grumman aluminum, mit meinem Sohn 2017 in einem Jumbo und jetzt planen wir mit einem 18er Ally, 2022 wieder die komplette Tour bis Dawson zu machen. Lets meet in the pit in dawson ;-)) Gruss FRank
Hallo,
ob Ihr es glaubt oder nicht, ich bin mit dem Ally 1982, jaja 1982, mit einem Kumpel hunderte von Meilen auf dem Youkon und dem Porkupine River in den Northwest Territories und Alaska gepaddelt. Da war Ausrüstung für 5 Wochen drin, Essen, Zelte, Schlafsäcke, Waffen, Angelzeug, Klamotten und vieles mehr. Schon damals war das Boot ein richtiges Arbeitspferd. Ich habe Ally jetzt wieder entdeckt und werde meinen GFK Kanadier verkaufen und mir dieses Faltboot zulegen. Ich lebe in Speyer und kann hier am Rhein und den Altrheinarmen schöne Touren machen. Wenn noch Fragen wären bitte melden.
Gruß Stefan