Das Anfibio Delta MX ist ein äußerst leichtes und dennoch geräumiges 1-Personen Packraft. Zusammengerollt ist es so klein, dass es in jedem Rucksack Platz findet. Wir hatten mit dem Delta MX eine kleine Seetour zu einer Insel und eine Flußtour auf der Amper unternommen. Unsere ersten Eindrücke zum Boot und die Fahreigenschaften auf dem Wasser möchten wir mit dir in diesem Artikel teilen.
Produktdaten
Max. Personenanzahl:
Länge:
Breite:
Gewicht (Boot):
Gewicht (Komplett):
Packmaß:
Max. Beladung:
Material:
1
234 cm
90 cm
1610 g
2100 g
30 x 15 cm
160 kg
Urethan-Nylon
Produktionsland:
China
Welches Modell wurde getestet?
Anfibio Delta MX aus dem Jahr 2020, mit Finne und Anfibio WideSeat mit Lehne.
Wie ist der Test entstanden?
Das Anfibio Delta MX wurde uns vom Anfibio Packrafting Store, einem sächsischen Entwickler und Händler von Packrafts und ultraleichter Paddelausrüstung, zur Verfügung gestellt. Anfibio Packrafts gibt es ausschließlich im Packrafting-Store. Unser Testbericht ist unabhängig vom Hersteller oder Shop und spiegelt unsere eigene Meinung zum Boot wieder.
Wie intensiv wurde es getestet?
angetestet
2 Balken = mind. 1 Tages-/ 2 Halbtagestouren
3 Balken = mind. 4 Touren
4 Balken = mind. 8 Touren
5 Balken = mind. 12 Touren (sehr intensiv)
Wo wurde es getestet?
Wildwasser
Ruhige Flüsse
Seen
Ersteindruck und Aufbau
Das Packraft ist super kompakt und leicht.Das Packraft selbst wiegt 1,61 kg, was sehr wenig für ein Packraft solch einer Größe ist. Auch die weiteren Bestandteile des Bootes (z.B. Sitz, Blasesack) haben ein sehr geringes Gewicht und runden die Idee eines ultraleichten Packrafts gut ab.
Notwendiges Zubehör: Du fängst mit dem Paddeln erst an und hast noch nicht das notwendige Zubehör? Folgendes Zubehör (welches nicht im Lieferumfang des Bootes enthalten ist) brauchst du für deine erste Tour auf dem Wasser und hat auf Basis unserer Erfahrungen ein top Preis-Leistungs-Verhältnis.
Es scheint schon fast unreal, dass daraus ein kleines Boot entsteht, wenn man es aufpumpt. Das Material des gelben Schlauches ist im Vergleich zu anderen Packrafts spürbar dünner und glatter, was laut Hersteller die spezielle Oberflächenversiegelung gegen Kratzer ist. Der schwarze Boden des Packrafts ist deutlich stärker als der gelbe Schlauch. Die Verarbeitung macht auf den ersten Blick einen soliden Eindruck.
Mit im Lieferumfang befindet sich ein dünner und leichter Blasesack mit Ventiladapter, womit sich die eine Luftkammer des Packrafts aufpumpen lässt. Dafür schraubt man das Ventil des Packrafts komplett ab und schraubt stattdessen den Adapter des Blasesacks rein. Nun gilt es: Mehrmals Luft mit dem Sack eingefangen, verschließen und ins Boot drücken. Nach ein wenig Übung ist es sehr einfach. Du solltest darauf achten, dass du den Blasesack zwischen deinen Beinen hast (nicht auf dem Boden oder Boot), wenn du die Luft in die Kammer reindrückst.
Den Vorgang wiederholst du solange, bis das Boot fast vollständig aufgepumpt ist und der Luftsack keinen weiteren Luftdruck erzeugen kann. Dann schraubst du den Sack ab und schraubst schnell den Ventilaufsatz des Bootes drauf. Mit ein paar kräftigen Luftstößen aus dem Mund erreicht das Packraft seine endgültige Form und Festigkeit. Beim zweiten Aufbau hatten wir gemessen und hatten das Packraft innerhalb von 4:30 min aufgepumpt. Mit etwas mehr Übung geht es garantiert noch schneller.
Der Sitz wird über zwei Mundventile aufgeblasen, die einen Rückschlag besitzen. Das Aufpusten geht einfach und schnell. Du kannst selbst entscheiden, wie weich oder hart die Sitzelemente sein sollen.
Im voll aufgeblasenen Zustand lässt sich der Sitz nur schwer ins Boot platzieren. Besser ist es, wenn du das Sitzkissen nur zu 3/4 aufpustest, und es dann im Boden des Bootes platzierst. Auf dem Boden lässt sich der Sitz befestigen. Anschließend wird das Sitzkissen komplett aufgepustet und er sitzt fest im Boden, sodass er nicht verrutschen kann. Sowohl das Sitzkissen als auch die Rückenlehne sind sehr großzügig dimensioniert, was einen hohen Komfort auf dem Wasser versprechen sollte.
Die Finne lässt sich am einfachsten am Boot anstecken, wenn das Boot noch nicht ganz aufgeblasen ist. Es geht aber auch im fertig aufgebauten Zustand. Die Position der Finne ist gut gewählt.
Laut Hersteller ist am Boden nichts geklebt, sondern alle Elemente sind miteinander verschweißt, was die Verbindungen noch haltbarer macht. Die Verarbeitungsqualität der Verschweißungen finden wir sehr gut. Es gab keine Stelle an unserem Packraft, die unsauber verschweißt war. Es gibt maximal kleine überschüssige Materialien am Boden, was völlig in Ordnung ist.
Das Material des Schlauches und des Bodens ist doppelt beschichtet. Das Bodenmaterial ist mit 420den doppelt so stark wie der Seitenschlauch und verfügt sowohl auf der Innen- als auch Außenseite über diese doppelte Beschichtung aus Urethan. Das macht Sinn, weil der Boden nicht nur Außen gegenüber Grundberührungen zu schützen ist, sondern auch die Innenseite durch die Schuhe des Paddlers und der mitgeführten Ausrüstung stärker beansprucht wird.
Der Schlauch hingegen besitzt die doppelte Beschichtung nur von Außen. Hier ist es fraglich, wie sehr noch die Dichtigkeit des Materials gegeben ist, wenn die äußere Beschichtung des Schlauches einmal beschädigt sein sollte. Bei kleinen Schäden ist es aber bei Packrafts sehr üblich, dass man sie einfach flicken kann. Darüber hinaus hätten wir uns gewünscht, dass der Boden großzügiger (mehr als nur 1,2 cm) die Unterseite des Seitenschlauches überdeckt, und ihn somit zusätzlich schützen würde.
Fairerweise muss auch an dieser Stelle erwähnt werden, dass zusätzliche Beschichtungen und ein höherer Materialeinsatz den Preis und vor allem das Gewicht eines ultraleichten Bootes erhöht.
Erfahrungen auf dem Wasser
Das Delta MX liegt stabil auf dem Wasser und gibt durch sein voluminöses Bug und Heck ausreichend Auftrieb. Der Sitz gefällt uns auf Anhieb gut, da dieser eine angenehme Sitzhöhe bietet und die Rückenlehne für zusätzlichen Komfort sorgt. Es ist sogar während der Fahrt möglich etwas Luft aus dem Sitz herauszulassen, falls man es doch ein wenig weicher haben möchte.
Obwohl der Sitz abnehmbar ist, und ohne das Boot noch leichter ist, ist der Sitz im Frühjahr und Herbst unabdingbar bei Packrafts, da die meisten keine Luftkammer im Boden haben. Du würdest also ohne Sitz sehr schnell die Kälte des Wassers spüren. Wir hatten eine Wassertemperatur von 14°C. Ohne Sitz wird einem schnell kalt. Ein luftgefüllter Sitz isoliert aber gut und somit haben wir nichts von der Kälte gespürt.
Der Innenraum des Packrafts ist aufgrund seiner Länge und schmalen Seitenschläuche sehr geräumig und bietet auch für große Menschen viel Beinfreiheit. Sowohl vorne im Innenraum als auch auf dem Bug lässt sich Gepäck verstauen und an den vorhandenen Halteschlaufen befestigen. Die Zuladungsgrenze von 160 kg ist für ein 1er Packraft in dieser Preisklasse ziemlich hoch und lässt dich somit dein ganzes Tourenequipment mitnehmen. Für Touren mit hohem Wanderanteil und viel Gepäck ist das Packraft also der richtige Begleiter und sogar ein auseinander gebautes Fahrrad ließe sich hiermit transportieren. Aber auch andere Anwendungsmöglichkeiten sind dank des großen Innenraums denkbar. So kann auch problemlos ein Kind im Boot Platz finden und der Hersteller gibt an, dass sogar zwei Erwachsene in dem Boot einen Fluss überqueren könnten.
Sogar hinter dem Sitz ist Platz für eine Flasche oder Lunchbox, was beim Paddeln nicht stört. Durch die Aussparung in der Rückenlehne lässt sich das Utensil hinter dem Sitz einfach erreichen.
Die Geschwindigkeitsangabe von Anfibio mit 4 km/h ist durchaus möglich, jedoch sehen wir diese als ungefähre Höchstgeschwindigkeit. Auf der Rückfahrt auf dem spiegelglatten Staffelsee hatten wir mit dem Anfibio Delta MX eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 3 km/h. Paddelst du schneller, nimmt der Geradeauslauf des Packrafts deutlich ab, auch mit Finne. Obwohl sich die Finne dennoch bemerkbar macht und ansonsten der Geradeauslauf schlechter wäre. Richtig Spaß macht das Anfibio Delta MX auf Flüssen, weil hier die Fließgeschwindigkeit zusätzlich unterstützt. Das Packraft ist schön klein und wendig, sodass man als Paddler auch enge Stellen gut passieren und schnell reagieren kann.
Abbau des Anfibio Delta MX
Der Abbau des Packrafts ist sehr einfach. Du schraubst das Ventil ab und drückst die Luft raus, und entfernst die Finne sowie den Sitz. Entweder faltest du das Packraft ein- oder zweimal in der Länge, und rollst es dann zusammen. Der mitgelieferte Packriemen sorgt dafür, dass das zusammengerollte Packmaß so bleibt.
Anschließend lässt du die Luft aus dem Sitz. Die Ventilkappe wird verwendet, um die Feder runterzudrücken, sodass man die Luft herausdrücken kann. Wir fanden es etwas mühselig, bis komplett die Luft draußen war. Gerade bei einem Packraft sollte der Abbau sehr schnell gehen.
Stärken und Schwächen
Für ein solch kompaktes Packraft haben uns die Fahreigenschaften und das Platzangebot positiv überrascht. Wir hätten bei dem Delta MX weniger erwartet. Obwohl das Material dünn erscheint, haben wir nach zahlreichen Anlegen am Ufer (Berührung mit Steinen und Ästen), vertrauen in das Material gewonnen. Es waren keine spürbaren Kratzer im Material nachhinein ausfindig zu machen.
Die Verarbeitung macht ebenfalls einen soliden Eindruck. Leider hatten wir dennoch bei unserem Modell eine kleine Verarbeitungstoleranz (kleine Deformation am Seitenschlauch im aufgeblasenen Zustand), die jedoch nicht die Funktionstüchtigkeit des Packrafts beeinflussten.
Allgemein kann bei einem Packrafkt (z.B. durch Dornen, Glasscherben) schnell mal ein Riss oder Loch in der Bootshaut entstehen. Deswegen ist es unabdingbar auf jeder Tour ein Reparaturset dabei zu haben. Denn die meisten Packrafts besitzen nur über eine einzige Luftkammer, die zu 100% funktionieren muss. Im Lieferumfang ist jedoch nur das Reparaturmaterial enthalten, womit man ohne Kleber nicht viel anfangen kann. Deswegen ist der Kauf eines PU-Klebers oder zumindest das Mitführen von Tape essentiell.
Das hat uns gefallen
+ sehr leicht und kompakt + sehr geräumig
+ komfortabler Sitz mit integrierter Rückenlehne
+ hohe Zuladungsgrenze + kratzfeste Oberfläche
+ Zubehör und Ersatzteile (z.B. Sitz, Finne) erhältlich + 3 Jahre Garantie auf Material und Verarbeitung
Das hat uns weniger gefallen
– Unser neues Modell hatte eine kleine (unauffällige) Deformation im Seitenschlauch – ohne Finne ist der Geradeauslauf nur mäßig – Komprimieren des Sitzes mühselig – untere Seite des Schlauches ist wenig geschützt gegenüber hohen Beanspruchungen – nur Reparaturmaterial aber kein Reparaturset (also Material inkl. Kleber) im Lieferumfang enthalten
Fazit zum Anfibio Delta MX
Das Anfibio Delta MX ist ein gelungenes Packraft. Bei diesem geringen Packmaß und Gewicht gibt es keinen Grund, das Boot nicht mitzunehmen und mit anderen Aktivitäten zu verbinden. Es ist ein schlichtes Packraft, welches dennoch einen tollen Komfort und mit Finne gute Laufeigenschaften als 1er Packraft bietet. Es ist aus unserer Sicht nicht nur ein Packraft, um einen Fluss zu überqueren, sondern auch um mehrere Stunden einen Fluss herunterzupaddeln oder eine kleine gemütliche Tour auf einem See unter guten Bedingungen (so gut wie kein Wind/keine Wellen) zu unternehmen. Darüber hinaus bietet es erstaunlich viel Platz im Innenraum.
Im Lieferumfang des Bootes ist folgendes Zubehör enthalten:
- Transporttasche
- Reperaturset
- Finne
Zusätzlich empfehlen wir folgendes Zubehör:
- Doppelpaddel: ExtaSea Vario 230cm (gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und ideal für Einsteiger und regelmäßige Tagespaddler)
- Luftpumpe: ExtaSea 2×4 L
- Manometer:
- Schwimmweste: Secumar Jump
- Transportrucksack: Gumotex 80 L Transportrucksack
- Bootswagen:
- Spritzschürze:
- Dry Bag:
Alternativen zum Anfibio Delta MX
nortik TrekRaft Expedition
Im gleichen Preissegment bietet nortik mit seinen TrekRafts ähnliche Packrafts an. Sie sind deutlich schwerer, dafür bietet z.B. die Expedition Serie des nortik TrekRafts Verstaumöglichkeiten von Gepäck im Seitenschlauch.
Anfibio Rebel 2K
Im gleichen Preissegment bietet nortik mit seinen TrekRafts ähnliche Packrafts an. Sie sind deutlich schwerer, dafür bietet z.B. die Expedition Serie des nortik TrekRafts Verstaumöglichkeiten von Gepäck im Seitenschlauch.
Anfibio ist nicht nur eine Marke für ultraleichte Packrafts, sondern auch für ultraleichte und kompakte Paddelausrüstung. Besonders interessant finden wir das sehr leichte Doppelpaddel und die aufblasbare Schwimmweste von Anfibio. Sie ergänzen sehr gut das Ultraleicht-Konzept des Packrafts.
Falls du bereits eine Schwimmweste oder ein Doppelpaddel hast, kannst du auch (erstmal) diese Ausrüstung verwenden. Wenn dir ein geringes Packmaß und Gewicht nicht wichtig sind, gibt es auch günstigere Feststoffwesten oder Doppelpaddel, die den gleichen Zweck erfüllen.
Doppelpaddel Anfibio Fly
Das Anfibio Fly ist ein ultraleichtes fünfteiliges Doppelpaddel, was nur die Hälfte eines herkömmlichen Paddels wiegt. Fly passt sehr gut zu diesem Paddel, da es ein echtes Fliegengewicht ist, wenn man es in die Hand nimmt. Die Paddelblätter sind etwas kleiner und der Paddelschaft dünner als bei üblichen Doppelpaddeln. Das Anfibio Fly lässt sich im Drehwinkel stufenlos verstellen und in der Länge zwischen 178 und 210 cm variieren. Das längste Segment ist nur 49 cm lang, sodass das Paddel in jeden Wanderucksack passt.
Teilbare Paddel haben den Nachteil, dass sie weniger stabil sind und je nach Verarbeitung mehr oder weniger wackelig sind. Wir finden, dass das Paddel etwas viel Spiel bei den Verbindungen hat (bereits im neuen Zustand). Beim Paddeln fällt das aber erstaunlicherweise nur wenig auf. Für Touren mit Packrafts auf Seen und Zahmwasser können wir das Paddel empfehlen und passt gut zum sehr leichten Packraft.
Schwimmweste Anfibio Buoy Boy
Die Anfibio Buoy Boy ist eine aufblasbare Schwimweste mit zwei separaten Luftkammern, die weniger als die Hälfte einer herkömmlichen Feststoffweste wiegt. Außerdem ist sie super kompakt. Die Anfibio Buoy Boy gibt es in unterschiedlichen Größen sowie Farben und lässt sich angenehm tragen. Das Aufblasen ist sehr einfach und das Material wirkt robust. Wir empfehlen die Schwimmweste nur für Zahmwasser und ruhiges Gewässer, jedoch nicht für Wildwasser.