Decathlon verspricht mit dem Itiwit x500 ein Hartschalen ähnliches Kajak zu einem attraktiven Preis, welches dazu noch recht transportabel ist. Es soll nicht nur leicht und robust sondern auch schnell aufgebaut sein. Dabei handelt es sich um ein Full Drop-Stitch Kajak, das bis auf 0,7 bar aufgepumpt wird. Drop-Stitch Kajaks sind ein großer Trend unter den Luftbooten in den letzten Jahren. Eine Besonderheit dieses Kajaks ist, dass es ein integriertes Verdeck besitzt und nur 64 cm breit ist. Das spricht zum einen für gute Laufeigenschaften und zum anderen für eine Nutzung des Kajaks über das ganze Jahr, da sich das Cockpit mit einer Spritzdecke komplett verschließen lässt. In diesem Testbericht möchten wir das Kajak genauer unter die Lupe nehmen, über unsere ersten Erfahrungen von 3 Saisons auf dem Wasser berichten sowie eine Einschätzung geben, für wen das Kajak geeignet ist.
Produktdaten
Max. Personenanzahl:
Länge:
Breite:
Gewicht:
Packmaß:
Max. Beladung:
Material:
1
380 cm
64 cm
16 kg
94 x 50 x 27 cm
125 kg
Bootshaut aus PVC beschichtetem
Drop-Stitch Material (Polyesterfäden)
Luftdruck:
Produktionsland:
0,7 bar
China
Welches Modell wurde getestet?
Itiwit x500 aus dem Jahr 2021
Wie ist der Test entstanden?
Das Itiwit x500 wurde uns von Decathlon*, einem französischen Hersteller und Händler von Sportgeräten und -Bekleidung, zur Verfügung gestellt. Dabei ist Itiwit eine Eigenmarke für den Paddelsport von Decathlon. Unser Testbericht ist unabhängig vom Hersteller oder Shop und spiegelt unsere eigene Meinung zum Boot wieder.
Wie intensiv wurde es getestet?
angetestet
2 Balken = mind. 1 Tages-/ 2 Halbtagestouren
3 Balken = mind. 4 Touren
4 Balken = mind. 8 Touren
5 Balken = mind. 12 Touren (sehr intensiv)
Wie intensiv wurde es getestet?
Wildwasser
Ruhige Flüsse
Seen
Inhaltsverzeichnis
Ersteindruck und Aufbau
Das Itiwit x500 wird mit einem großen Transportrucksack angeboten, der einen recht sperrigen Eindruck macht. 16 kg (inkl. Rucksack 18 kg) ist für ein 1-Personen Schlauchkajak nicht wenig. Hier darf man jedoch nicht vergessen, dass es sich um ein Full Drop-Stitch Kajak mit integriertem Verdeck handelt.
Notwendiges Zubehör: Du fängst mit dem Paddeln erst an und hast noch nicht das notwendige Zubehör? Folgendes Zubehör (welches nicht im Lieferumfang des Bootes enthalten ist) brauchst du für deine erste Tour auf dem Wasser und hat auf Basis unserer Erfahrungen ein top Preis-Leistungs-Verhältnis.
Obwohl der Rucksack schlicht gehalten ist, ist dieser sehr funktional und völlig ausreichend für den Transport des Kajaks zum Wasser. Im Vergleich zu den mitgelieferten Rucksäcken vieler anderer portabler Boote besitzt der Rucksack sogar einen Hüft- und Brustgurt, die das Transportieren des Kajaks zum Wasser deutlich angenehmer gestalten.
Die Schultergurte besitzen sogar Lastriemen, um du die Lage des Rucksacks an deinem Rücken einzustellen. So kannst du selbst entscheiden, ob du für eine volle Kontrolle (z.B. wenn sich die Einssetzstelle am felsigen Küstenufer befindet) den Rucksack nah am Rücken haben möchtest und die Riemen festziehst, oder ob du für mehr Bewegungsfreiheit und Luft am Rücken die Riemen lockerst.
An jeder Seite gibt es außerdem eine Seitentasche, um das Doppelpaddel einzustecken. Der orange Gurte komprimiert den Rucksack nicht nur von Außen, sondern hält auch das Paddel zusätzlich fest.
Die Öffnung des Rucksacks ist groß dimensioniert. Das Kajak ist im Rucksackinneren mit einem weiteren Gurt komprimiert. Zusätzlich befinden sich im Rucksack der Sitz und die Fußstützen.
Das Itiwit x500 besitzt insgesamt fünf Luftkammern. Davon formen drei den Kajakrumpf aus und die zwei anderen spannen das Verdeck auf. Die Luftkammern werden über Sprungfeder-Ventile aufpumpt, die sich leicht bedienen lassen. Sie ähneln den Ventilen anderer hochwertiger Schlauchkajaks (z.B. Gumotex, Advanced Elements oder nortik).
Um Luft in die Luftkammer einzupumpen, drückst du den orangen Stift heraus. Danach drehst du den Aufsatz deiner Luftpumpe auf. Die Ventile für die Luftkammern des Kajakrumpfes befinden sich hinten im Heck, die du über den Rollverschluss der Gepäckluke erreichst. Zuerst pumpst du die Boden- und dann die Seitenkammer auf bis zu 0,7 bar (10 PSI) auf, was ein üblicher Wert für den Betriebsdruck eines Full Drop-Stitch Kajaks ist.
Wir haben für das Aufpumpen die Itiwit Hochdruckpumpe* verwendet, welche eine Double Action Pumpe ist. Die ersten 0,35 bar pumpst du im Double Action Modus (also im Doppelhub auf). So pumpst du innerhalb kürzester Zeit viel Luft in die Kammer. Die letzten 0,35 bar pumpst du im Single Modus auf. In diesem Modus erzeugst du den notwendigen Druck von 0,7 bar. Das Aufpumpen ging mit der Pumpe sehr schnell, ohne wirklich Kraft aufwenden zu müssen. Nicht jede Luftpumpe schafft diesen notwendigen Druck von 0,7 bar, was beim Kauf der Luftpumpe beachtet werden sollte.
Was ist Drop-Stitch?
Bei der Drop-Stitch Technologie sind die obere und untere Innenwand der Luftkammer zusätzlich mit Textilfäden verworben. Erst dadurch ist ein deutlich höherer Luftdruck möglich, als bei Luftkammern ohne die verworbenen Fäden. Die Luftkammer erreicht somit eine sehr hohe Formstabilität und Steifigkeit. Die Drop-Stitch Technologie ist bei SUP Boards (Stand Paddling Boards) sehr verbreitet, und findet bei Schlauchkajaks immer mehr Verwendung. Erfahre mehr dazu in unserem Artikel Drop-Stitch Kajaks.
Seiten- und Bodenkammer des Kajaks sind miteinander verklebt und zusätzlich getaped. Im Bereich der Ventile, wo das Tape aufhört, sind die Kammern unsauber miteinander verklebt oder es wurde zumindest zu viel Kleber verwendet (siehe Foto unten). Nach erster Einschätzung stellt es keine Beeinträchtigung dar, dennoch zeugen übermäßig viele Klebereste von einer unsorgsamen Verarbeitung.
Anschließend gibt es noch zwei kleine Luftkammern im Verdeck vor und hinter der Sitzluke, die ebenfalls aufzupumpen sind. Diese Luftkammern formen das Verdeck aus und es ein entsteht eine leichte Wölbung nach oben.
Im Vergleich zu anderen portablen Kajaks kommt das x500 für die Befestigung des Sitzes ohne einen einzigen Gurt aus. Der Kajaksitz besteht aus einem festen Schaumstoff. Die Sitzfläche beträgt 50 x 25 cm. Auf der Unterseite des Sitzes gibt es jeweils links und rechts eine Aussparung, die auf zwei Keile in den Innenraum platziert werden. Die Rückenlehne, welche eine Höhe von 25 cm hat, wird unter den Süllrand gedrückt und durch die Luftkammer unter dem Verdeck in Position gehalten. Die Rückenlehne schließt mit dem Süllrand so ab, dass das Polster der Rückenlehne noch leicht hervorsteht.
Weder die Sitzfläche noch die Rückenlehne können verrutschen. Insbesondere bei der Rückenlehne muss man ab und zu bei anderen Schlauchkajaks auf längeren Touren die Gurte nachziehen. Das entfällt beim Itiwit x500. Es entfällt dadurch aber auch eine individuelle Einstellung des Rückenlehne. Die Position des Sitzes und die Neigung der Rückenlehne ist somit fest vorgegeben.
Im Fußraum gibt es an jeder Seitenwand eine Schiene zum Einschieben der Fußstütze. Zusätzlich wird die Fußstütze über einen Riemen und eine Schnalle an der Seitenwand befestigt, worüber sich die Fußstütze auf jeder Seite stufenlos einstellen lässt. Wir (186 und 189 cm) reizen die volle Länge der Schiene und des Gurtes bei weitem nicht aus. Die Montage der Fußstützen funktionierte sehr einfach.
Aufgrund der dünnen Seitenwände aus Drop-Stitch gibt es im Heck noch genügend Platz für die große Luftpumpe oder einen 40 Liter großen Packsack. Die Öffnung der Gepäckluke ist groß genug, um Gepäck einfach in den Innenraum zu platzieren. Obwohl sich der Rollverschluss der Gepäckluke wie ein Trockensack verschließt, ist dieser laut Hersteller leider nicht wasserdicht.
Leider weist unser neuwertiges Modell zwei kleine Löcher im Rollverschluss der Gepäckluke auf. Obwohl es sehr einfach reparierbar ist, sind Löcher im Material eines neuen Produkts sehr ärgerlich. Schade!
Das Unterschiff des Drop-Stitch Kajaks ist sehr gut ausgeformt. Es ist eine deutliche Kiellinie zwischen Bug und Heck erkennbar, die eine V-Form bildet (ähnlich wie beim scubi 1 oder scubi 1 XL). Das verspricht einen guten Geradeauslauf auf dem Wasser.
Die Kiellinie ist zusätzlich mit PVC Material verstärkt. Im Bug- und Heckbereich ist die Verstärkung durch einen schwarzen gummiartigen Streifen nochmal deutlich stärker ausgeprägt. So sind bei Grundberührungen und beim Anlanden am Ufer die am stark beanspruchsten Stellen des Kajaks gut geschützt. Hier ist erkennbar, dass der Hersteller nicht an Material gespart hat und auf Langlebigkeit setzen möchte.
Darüber hinaus befinden sich unter den schwarzen Kielstreifen eine eingearbeitete Kunststoffleiste, die auf der gesamten Kiellinie leicht hervorsteht und somit eine Art Spurprofil bildet.
Außerdem ist das Bug schön schnittig, sodass der Wasserwiderstand minimal ist. Auch andere Hersteller von Full Drop-Stitch Kajaks verwenden ähnliche Konstruktionen, z.B. Hartschalen-Elemente (z.B. BIC YakkAir) oder Alu-Schienen im Bootsinneren (z.B. Advanced Elements AdvancedFrame), um einen spitzen Bug zu erzeugen, sodass das Kajak das Wasser besser schneidet.
Insgesamt ist das Kajak von Außen an den vielen Klebestellen sauber verarbeitet. Das Material macht einen robusten Eindruck. Dennoch sind uns ein paar kleine Details aufgefallen. Zum einen verschwindet der schwarze Kielstreifen unter die Bootshaut. Material und Bootshaut verschließen an der Verschlussstelle jedoch nicht zu 100%. Das führt zu keinem Wassereintritt, aber auf Dauer zu unnötiger Dreckansammlung. Zum zweiten besteht das zusätzliche PVC-Material auf der Kiellinie aus zwei Teilen, die in der Mitte übereinanderlappend verklebt sind. Die Überlappung hätte umgekehrt verklebt werden sollen (also korrekterweise von Bug zum Heck). So gibt es also zwei unebene Stellen am Unterschiff in Strömungsrichtung, die vor allem im flachem Fließgewässer bei ungünstigen Grundberührungen eine Schwachstelle darstellen können, sofern diese nicht zu 100% verklebt sind.
Sowohl am Bug und Heck hat das Kajak einen Tragegriff, sodass sich das Kajak zu zweit oder alleine mit Hilfe eines Bootswagen über etwas längere Distanzen tragen lässt. Für den kurzen Transport oder des Einsetzen des Kajaks ins Wasser verwenden wir den Süllrand als Tragegriff.
Darüber hinaus gibt es an den beiden Außenwänden jeweils zwei Sicherheitsleinen, um sich bei einer Kenterung am Boot festhalten zu können. Das ist vor allem auf offenem Gewässer besonders wichtig. Diese sind ebenfalls sehr praktisch, um das Kajak ans Ufer zu ziehen. Für das alleinige Tragen des Kajaks an diesen Sicherheitsleinen zum Wasser finden wir die Position der Griffe zu weit auseinander. Man trägt in dem Fall das Boot mit breit gestreckten Armen zum Wasser. Daher sind die Sicherheitsleinen als Tragegriffe weniger geeignet.
Erfahrungen mit dem Itiwit x500 auf dem Wasser
Kippstabilität
Das Itiwit x500 ist deutlich kippliger als die meisten Schlauchkajaks (z.B. Advanced Elements Advanced Frame, Gumotex Rush, nortik scubi 1 XL, …) aber aus unserer Sicht nicht kippliger als z.B. das Gumotex Framura oder BIC YakkAir.
Aufgrund zahlreicher Rezensionen im Decathlon Shop* hatten wir uns auf eine Kenterung regelrecht eingestellt. Diese blieb jedoch aus. Einerseits gibt es seit Mitte 2020 eine überarbeitete Version des Kajaks, bei der die Kippstabilität erhöht wurde. Die V-Form wurde im Sitzbereich abgeflacht.
Andererseits kannst du die Kippstabilität deutlich erhöhen, indem du richtig im Kajak sitzt. Stell hierfür die Fußstützen so ein, dass du mit den Füßen an den Fußstützen, mit den Knien am Verdeck und mit dem Lendenwirbelbereich deines Rückens mit dem Sitz insgesamt fünf Kontaktpunkte zum Kajak hast, die leicht unter Druck stehen. Dann ist die Kippstabilität für ein solch schmales Schlauchkajak mit Spitzkiel richtig gut, sodass auch Stromschnellen in Flüssen kein Problem sind.
Nichtsdestotrotz kannst du auch auf dem Wasser die Fußstützen verstellen, z.B. auf ruhigen Gewässern lockern um die Beine auszustrecken. In dem Fall fühlt sich dann das Kajak deutlich kippliger an und hastige Bewegungen sollten vermieden werden.
Platzangebot und Sitzkomfort
Dank der Seitenwände aus Drop-Stitch hat das Kajak trotz seiner geringen Außenbreite von 64 cm einen geräumigen Innenraum. Für eine Tagestour ist das Gepäckvolumen des Kajaks sehr gut. Für Mehrtagestouren wird es jedoch knapp, wenn du keine kompaktes Campingausrüstung besitzt. Im Heck ist genügend Platz für die große Standpumpe, den Transportrucksack des Kajaks und kleine Packsäcke. Wenn die Standpumpe nicht im Heck ist, passt auch ein größerer Packsack (40 Liter) ins Heck.
Alternativ kann auch ein Ruck- oder Packsack vorne auf dem Bug am Gepäcknetz befestigt werden. Auf dem hinteren Verdeck gibt es keine Möglichkeit zur Anbringung von Gepäck. Du kannst jedoch mit mehreren Spannriemen das Gepäck an den hinteren seitlichen Sicherheitsleinen befestigen. D-Ringe oder Schlaufen auf dem Verdeck wären jedoch die bessere Lösung gewesen.
Der Fußraum ist ausreichend lang, sodass auch große Paddler genügend Platz haben. Das Verdeck begrenzt jedoch die Höhe des Fußraums (ähnlich wie beim Gumotex Swing oder Rush). Paddler, die mindestens die Schuhgröße 45 haben und auch mit Turnschuhen paddeln gehen, sollten vorher im Geschäft probe sitzen oder alternativ bei einer Online-Bestellung vor dem ersten Einsatz im Wasser Zuhause darauf achten, ob die Höhe im Fußraum tatsächlich ausreicht.
Im Vergleich zu den meisten Luftbooten (z.B. Gumotex, Advanced Elements, …) ist der Sitzkomfort aufgrund des härteren Sitzes und der niedrigeren Rückenlehne geringer, jedoch höher als bei Hartschalenkajaks. Wer hauptsächlich gemütlich zurückgelehnt im Kajak paddeln möchte, wird schnell über Rückenschmerzen klagen und mit dem x500 nur wenig Freude haben. Da die Rückenlehne nur 25 cm hoch ist, polstern in der Regel die meisten Schwimmwesten auch nicht zusätzlich, sodass sich dadurch kein höherer Komfort ergibt.
Eine über dem Süllrand hinausragende Rückenlehne würde das Konzept eines Seekajaks widersprechen (z.B. wegen vereinfachtem Wiedereinsteig bei einer Kenterung). Wer jedoch auf einem geraden Oberkörper achtet und richtig auf dem Sitz sitzt (also mit dem Gesäß bis zur Lehne heran), benötigt keine hohe Rückenlehne. Die Rückenlehne dient nicht zum Reinlehnen (für kurze Zeit oder Pausen dennoch möglich, jedoch auf Dauer unbequem) sondern als Erleichterung zum aufrechten Sitzen und weiteren Fixpunkt zwischen Paddler und Kajak. Unter Beachtung einer korrekten Paddelhaltung finden wir den Sitzkomfort des x500 gut.
Sitzluke, Süllrand und Spritzdecke
Das Verdeck besitzt eine ausreichend große und ovalförmige Sitzluke, um ohne großes Verrenken ins Kajak ein- und auszusteigen. Auch ohne Spritzschürze bietet das Verdeck einen guten Spritzschutz. Durch die beiden Luftkammern unter dem Verdeck vor und hinter dem Süllrand ist das Verdeck leicht gewölbt, sodass Spritzwasser sofort vom Verdeck wieder abfließt und sich erst gar nicht ansammelt bzw. in die Sitzluke fließen kann.
Mit einer Spritzdecke lässt sich die Sitzluke wasserdicht verschließen. So kannst du das Kajak auch in der kalten Jahreszeit und in Küstengewässern nutzen. Die Anbringung der Spritzdecke macht anfangs keinen Spaß und ist sehr gewöhnungsbedürftig. Im Vergleich zu den festen Süllrändern eines PE Kajaks erfordert der flexible Süllrand des Itiwit x500 eine gewisse Technik und ein wenig Geduld, um eine Spritzdecke zu befestigen.
Wir haben die Itiwit Neopren Spritzdecke verwendet. Der Rand der Spritzdecke ist so vernäht, dass sich der hintere Teil unter den Süllrand schieben lässt. Es ist wichtig, den hinteren Teil der Spritzdecke zuerst einzuschieben. Den restlichen Rand der Spritzdecke muss unter den Süllrand geklemmt werden. Dafür muss du den Süllrand etwas hochbiegen. Nach mehreren gescheiterten Versuchen schmerzen die Finger und es wird zu einer echten Fummelei. Im Winter mit kalten Händen stellen wir uns das nochmal schwieriger vor. Mit etwas Übung klappt das Befestigen der Spritzdecke jedoch immer besser. Eine Anleitung zur Befestigung der Spritzdecke gibt es auf Youtube vom Hersteller. Es ist trotzdem nervig die Spritzdecke unter den engen Süllrand zu klemmen, sodass wir die Spritzdecke auf unseren Touren so gut wie nie verwenden. Das geht beim nortik scubi 1 XL, MRS Nomad, Grabner Escape*, … deutlich einfacher.
Sofern die Spritzdecke angebracht ist, sitzt sie jedoch sehr gut und löst sich nicht von alleine wieder ab. Nichtsdestotrotz lässt sich die Spritzdecke mit einem Handgriff (an der Schlaufe) wieder leicht vom Süllrand lösen. Von daher finden wir die Spritzdecke eine sinnvolle Ergänzung zum Kajak, um es komplett verschließen zu können.
Bessere Süllrand-Systeme unter den portablen Booten bieten aus unserer Sicht nur die Hybridboote von nortik und Packrafts (Alpacka, MRS und nortik).
Fahreigenschaften
Wir haben das Kajak mit dem Itiwit Carbon Doppelpaddel* (210 cm lang) gepaddelt, was für uns sehr gut funktioniert hat. Ein 230 – 240 cm langes Doppelpaddel, welches wir sonst bei unseren Schlauchkajaks verwenden, wäre bei dem schmalen Itiwit x500 deutlich zu lang.
Für ein aufblasbares Kajak besitzt es dank der Drop-Stitch Wände richtig gute Abmessungen. Wir sind bisher noch kein schmaleres Luftkajak gepaddelt. Der positive Effekt der schmalen Rumpfbreite in Kombination mit dem Spitzkiel spürt man sofort beim Paddeln.Das Kajak läuft gut durch das Wasser. Das Kajak beschleunigt zügig. Geschwindigkeiten von 6 – 6,5 km/h sind ohne Anstrengung mit einem leichten Paddelschlag auf größerer Distanz möglich. 7 – 8 km/h sind beim sportlichen Paddeln durchaus machbar, wobei sich um die 8 km/h eine spürbare Bugwelle bildet und das Paddeln nicht mehr effizient ist. Beachte, dass es hierbei sich um ungefähre Richtwerte handelt.
Das Kajak hat eine sehr gute Trimmung auf dem Wasser und bildet mit seinem kurzen Kielsprung eine hohe effektive Wasserlinie. Für ein 380 cm langes Luftboot ohne Finne ist der Geradeauslauf während Paddelns sehr gut. Hört man auf zu paddeln und lässt sich treiben, driftet das Kajak entweder in die eine oder andere Richtung nur leicht ab statt die Spur zu halten. Das ist aber bei Luftbooten völlig normal. Ähnlich gute Gleiteigenschaften, insbesondere im Geradeauslauf und in der Geschwindigkeit kennen wir nur vom scubi 1 XL und AdvancedFrame Convertible Elite.
Obwohl das Itiwit x500 kürzer als beispieisweise ein Gumotex Solar (410 cm) ist, ist es aufgrund seines V-förmigen Unterschiffes spürbar weniger wendig. Für kleine verblockte und kurvenreiche Flüsse hat das x500 konstruktionsbedingt eindeutig das Nachsehen.
Im Vergleich zu den bisher getesteten Schlauchkajaks ist eine deutlich bessere Oberkörperrotation möglich, weil durch die festen Fußrasten an den Seitenwänden die Roation des Oberkörpers beim Vorwärtsschlag unterstützt wird. Die Schlagkraft beim Paddeln ist dadurch höher, ohne dass das Boot gleichzeitig ständig nach links oder rechts zieht (was normalerweise bei Luftbooten üblich ist). Mit dem Itiwit x500 ist insgesamt deutlich mehr Paddeltechnik (z.B. Ankanten, Gewichtsverlagerung um Kurven zu fahren, …) möglich als bei einem herkömmlichen Luftbooten (z.B. Gumotex Rush oder Advanced Elements AdvancedFrame).
Eine Finne für das x500 ist aus unserer Sicht nicht notwendig. Der Geradeauslauf ist bereits gut genug. Wer ein Fan von einer Steueranlage ist, wird diese beim x500 vermissen. Steueranlagen sind vor allem praktisch, um bei Wind und Strömung gegenzusteuern ohne ständig dagegen paddeln zu müssen. Wir müssen jedoch sagen, dass wir vor allem bei diesem Modell keine Steueranlage bevorzugen würden. Wäre die Steueranlage über die Fußrasten bedienbar, würden diese bewegbar sein und den notwendigen Widerstand beim Paddeln verlieren.
Steuerpedalen in der Mitte auf einer Schiene würden hingegen das Gewicht und den Preis des Bootes unnötig erhöhen. Eine optional erhältliche Steueranlage von Itiwit wäre jedoch eine attraktive Nachrüstung, wie es Gumotex oder nortik anbietet.
Die Eskimorolle mit dem Itiwit x500
Prinzipiell ist ein Luftboot schwerer zu rollen als ein Festrumpfkajak (insb. Wildwasserkajak). Denn wegen der voluminösen Seitenschläuche oder der offenen Bauweise lässt sich der größte Teil der aufblasbaren Kajaks ohnehin nicht rollen. Das Itiwit x500 lässt sich aufgrund der schmalen Bauweise und des verschließbaren Verdecks mittels einer Spritzschürze überraschend gut rollen. Es ist etwas schwergängiger als ein Wildwasserkajak, aber wer ein Wildwasserkajak zuverlässig rollen kann, wird mit dem x500 keine Probleme haben.
Wichtig ist dabei, dass der Rollverschluss der hinteren Gepäckluke so akkurat wie möglich verschlossen ist. Ansonsten steht nach der ersten Rolle eine Menge Wasser im Boot. Nach ungefähr drei Rollen hintereinander steht dennoch spürbar Wasser im Boot, obwohl der Rollverschluss gut verschlossen wurde. Darüber hinaus muss die Spritzdecke an jeder Stelle sauber unter dem Süllrand geklemmt sein, damit die Spritzdecke beim Rollen nicht abgeht (was uns bei den ersten zwei Versuchen passiert ist).
Die beiden Modifikationen, die wir fürs Rollen vorgenommen haben, ist das Ablassen der Luft aus der oberen Luftkammern im Verdeck hinter dem Süllrand und die Verstellung der Fußstützen. Wir haben die Fußstützen näher rangeholt, sodass man mit den Beinen stärker angewinkelt im Boot sitzt. So hat man mehr Halt im Boot, weil das Kajak im Vergleich zu konventionellen See- oder Wildwasserkajaks keine Schenkelstützen hat.
Abbau des Itiwit x500
Nach der Tour lassen sich die Fußstützen und der Sitz einfach aus dem Boot nehmen. In der Sitzfläche gibt es eine Aussparung. Dort greifst du rein und hebst die Sitzfläche an. So löst sich die Rückenlehne ohne Probleme von dem Süllrand hervor.
Das Kajak musst du in der Regel nochmal Zuhause aufbauen (zumindest leicht aufpumpen) und abtrocknen lassen. Die Bootshaut ist zwar schnelltrocknend, also mit einem Handtuch einfach trocken zu wischen. Das gesamte Boot betrachten wir jedoch aus zwei Gründen nicht als schnelltrocknend. Zum einen saugen die zwei Tragegriffe und vier Sicherheitsleinen materialbedingt Wasser auf (vor allem die seitlichen Sicherheitsleinen). Zum anderen kann man durch das Verdeck den Fußraum nicht trocken wischen, weil man schlicht und einfach nicht rankommt (außer du steigst vom Steg ein, sodass kein Wasser in den Fußraum gelangt).
Bedingt durch das integrierte Verdeck mit Süllrand, der PVC-Beschichtung der Bootshaut (weniger elastisch als Kautschuk, z.B. bei Gumotex und Grabner Booten) sowie des Drop-Stitch Materials ist das Kajak nicht nur sperriger sondern auch steifer beim Zusammenlegen. Das fällt insbesondere in der Nebensaison auf, wenn das Gewässer noch sehr kalt ist.
Das Kajak sollte in 4 gleich große Teilen zusammengelegt werden, sodass es wieder im Rucksack passt. Der untere Teil des Rucksack ist beschichtet, damit der Rucksackboden nicht durchnässt. So brauchst du nur das zusammengelegte Kajak grob abwischen und in den Rucksack verpacken.
Stärken und Schwächen
Die größten Stärken des Itiwiti x500 sind die sehr guten Laufeigenschaften und der sehr einfache sowie schnelle Aufbau. Das Kajak lässt sich innerhalb von 5 min aufbauen und du erhältst ein Kajak, welches richtig gut durch das Wasser gleitet. Es kommt den Fahreigenschaften eines Hartschalenkajaks unter den Schlauch- und Drop-Stitch Kajak am nächsten.
Die Verarbeitung des Kajaks macht einen soliden Eindruck, jedoch wirkt sie nicht so hochwertig wie bei teureren Luftkajaks (z.B. Gumotex, Grabner, nortik). Es gibt Details (kleine Löcher in der Gepäckluke, teilweise unsaubere Verklebungen), an denen wir uns eine saubere Verarbeitung gewünscht hätten. Allerdings deuten diese auf den ersten Blick auf keine funktionalen Beeinträchtigungen hin.
Das hat uns gefallen
+ innovatives Schlauchkajak (vieles neu gedacht) + sehr einfacher und schneller Aufbau + sehr gute und flexibel verstellbare Fußstützen + äußerst gute Laufeigenschaften für ein aufblasbares Kajak (ideal für erfahrene Paddler und sportliche Paddelanfänger) + sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis + guter Transportrucksack inklusive (ohne Problem 30 Minuten auf dem Rücken transportierbar) + gute Verstauungsmöglichkeit von Gepäck im Heck und auf dem Bug + viel Platz und Beinfreiheit für große Personen + robuste Bootshaut + endlich ein Full Drop-Stitch Kajak mit Verdeck (somit über das ganze Jahr nutzbar, auch für küstennahes Paddeln)
Das hat uns weniger gefallen
– Kajak kann nach der Tour nicht komplett trocken gewischt werden, sondern Fußraum und Sicherheitsleinen müssen abtrocknen – für kleine und schnell fließende Flüsse zu lang und zu wenig wendig – kein Kajak für absolute Paddelanfänger, die zusätzlich weniger gelenkig und weniger sportlich sind – kippliger als herkömmliche Schlauchkajaks (konstruktionsbedingt) – Verarbeitung könnte stellenweise besser sein – keine optional Steueranlage erhältlich – wenig Platz und Befestigungspunkte für Gepäck auf Mehrtagestouren (hier wären D-Ringe auf dem Verdeck praktisch gewesen) – nur Reparaturmaterial aber kein Reparaturset (inkl. Kleber) im Lieferumfang – Gepäckluke nicht wasserdicht – viel PVC inkl. Drop-Stitch macht das Kajak sperrig um es wieder zusammenzulegen (etwas Übung erforderlich, um es in den Rucksack zu bekommen)
Fazit zum Itiwit x500 Kajak
Uns macht das Paddeln mit dem Itiwit x500 viel Spaß, weil es ohne viel Kraftaufwand richtig gut auf dem Wasser läuft.
Mit dem Itiwit x500 spricht Decathlon eine ganz spezifische Zielgruppe an: Sportler, die das Kajaken als eine Sporteinheit sehen, und erfahrene Paddler, die bei einem portablen Kajak nur geringe Abstriche in Sachen Fahreigenschaften machen möchten. Beide Personen vereint das Bedürfnis der einfachen Transportierbarkeit und Lagerung. Zudem ist das x500 sehr schnell und unkompliziert aufgebaut, sodass spontane und kurze Paddeltouren jederzeit gerechtfertigt sind.
Erholungspaddler oder gemütliche Tourenpaddler sind aus unserer Sicht mit einem anderen Luftboot besser beraten. Das Itiwit x500 ist kein Kajak zum Reinlehnen in die Rückenlehne und dahin paddeln. Es ist auch kein Kajak zum Chillen auf dem Wasser, sondern ein Sportutensil. Du kannst damit durchaus gemütliche Touren unternehmen, jedoch mit der entsprechenden Körperhaltung.
Geeignetes Zubehör
Im Lieferumfang des Bootes ist folgendes Zubehör enthalten:
- Transporttasche
- Kompressionsgurt
- Reparaturmaterial
Zusätzlich empfehlen wir folgendes Zubehör:
- Doppelpaddel: Itiwit Carbon Doppelpaddel* (gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, Drehwinkel stufenlos und Länge zwischen 210 – 220 cm einstellbar, gute Haptik und Stabilität, Paddelschaft besteht zu 60% aus Carbon und 40% Epoxidharz, also kein reiner Carbon Paddelschaft, Paddel lässt sich zweiteilen und so an der Seitentasche des Rucksacks befestigen, mit Rucksack auf dem Rücken und Paddel in der Seitentasche bleibt man schnell an der Tür z.B. in der S-Bahn hängen). Alternativ empfehlen wir das ExtaSea Tour Vario 4-teilig 220 – 230 cm* wer ein kompaktes also 4-teiliges Doppelpaddel sucht (Drehwinkel stufenlos und Länge zwischen 220 – 230 cm verstellbar, gut Haptik und Handling, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis).
- Luftpumpe: Itiwit Hochdruckpumpe 20 PSI* (inkl. Manometer zur Überprüfung des Luftdrucks, gute Verarbeitung und einfache Handhabung, sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, sehr gut geeignet für das Itiwit x500, Pumpe lässt sich Kompressionsgurt des Kajakrucksacks befestigen). Für einen Aufpreis von 5€ gibt es die neue Itiwit Hochdruckpumpe 20 PSI* (im Vergleich zum orangenen Vorgänger, wie auf den Fotos, lässt sich die Pumpe einfacher zwischen Single und Double Action Modus umstellen, hat eine Abpumpfunktion und weitere Ventilaufsätze für andere Kajaks inklusive. Außerdem hat sie einen flexibleren Schlauch, sodass sich der Ventiladapter beim Aufpumen versehentlich herausdrehen kann).
- Schwimmweste: Itiwit Wairo Hydra 50N* (kompakte aufblasbare Schwimmweste, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, für max. Brustumfang von 100 cm bei Größe XL, mehr Details in unserem Testbericht). Alternativ Itiwit Pocket BA 50N* für Paddler mit größerem Brustumfang (mehr Details in unserem Testbericht)
- Dry Bag: Itiwit wasserfester Rucksack 30L* (ideal zum Befestigen auf dem vorderen Verdeck des x500 und lässt sich über die Gurte des Rucksacks am Verdeck befestigen, praktische Außen- und Innentaschen, resistent gegenüber Spritzwasser und kurzem Eintauchen) oder den Itiwit Packsack 30L* als günstige Alternative (ebenfalls als Rucksack nutzbar und resistent gegenüber Spritzwasser sowie kurzem Eintauchen im Wasser, in unterschiedlichen Größen erhältlich, 30L Größe passt ebenfalls gut auf das vordere Verdeck des x500 und lässt sich über das Gepäcknetz des Kajaks befestigen)
- Spritzschürze: Itiwit Spritzdecke* aus Neopren
Alternativen zum Boot
Im Folgenden gehen wir auf mögliche Alternativen zum Itiwit x500 ein.
Verano California
Das Verano California ist ein Full Drop-Stitch Kajak mit abnehmbarem Verdeck, welches optional erhältlich ist. Der Vorteil ist, dass du das Kajak sowohl offen als auch geschlossen paddeln kannst. Es ist 11 cm länger und 16 cm breiter als das Itiwit x500. Wie gut das Kajak auf dem Wasser performt, können wir dir leider aufgrund von fehlenden Erfahrungen nicht sagen. Von der Bauweise ist es ein typisches offenes Full Drop-Stitch Kajak, welches zuhauf mit kleinen Änderungen (z.B. Abmessungen, Fußstütze, Farbgebung, …) unter diversen Marken vertrieben wird. Einen guten Einblick in diese Art von Kajaks gibt unser Testbericht vom BIC YakkAir.
nortik scubi 1 XL
Das nortik scubi 1 XL ist deutlich hochpreisiger, bietet dafür aber einige andere Vorteile, die das x500 so nicht hat. Aufgrund seiner hohen Kippstabilität und sehr guten Fahreigenschaften ist es ein Kajak für Einsteiger und Fortgeschrittene. Durch den Einhängesitz bietet es einen deutlich höheren Sitzkomfort. Das scubi 1 XL stellt einen guten Kompromiss zwischen zügiges und komfortables Paddeln dar.
Es ist ein Hybridkajak, besteht also aus einem einfachen Gerüst für das Unterschiff und zwei seitlichen Luftschläuchen. Der Aufbau ist einfach, jedoch Bedarf es etwas an Übung. Es ist nicht zu vergleichen mit dem sehr schnellen und kinderleichten Aufbau des x500.
Wer einen festen Kajakboden möchte, kann das scubi 1 XL mit einem optionalen einlegbaren Drop-Stitch Boden ausstatten. Das Kajak lässt sich sowohl offen als auch geschlossen paddeln. Das scubi 1 XL ist sehr konfigurierbar. Es ist optional ein Verdeck mit festem Süllrand, ein Kajaksitz mit höherer Rückenlehne, ein Segel, ein Steuerruder und ein einlegbarer Drop-Stitch Boden erhältlich.
Extasea Ultimate One
Darüber hinaus gibt es das Extasea Ultimate One, welches auf den ersten Blick eine Alternative sein könnte, aber aus unserer Sicht keine wirklich Alternative zum x500 darstellt. Das Ultimate One ist ein halb-offenes Full Drop-Stitch Kajak. Es besitzt eine große Sitzöffnung mit Süllrand, woran sich jedoch keine Spritzschürze befestigen lässt. Das Kajak ist deutlich breiter und hat einen größeren Kielsprung als das x500. Bessere Laufeigenschaften (auch mit der sehr großen Finne) als das x500 hat es nicht. Dafür ist es wendiger. Es lässt sich wie ein Sit-On-Top Kajak paddeln.