Das nortik CityRaft ist kein typisches Packraft. Es ist speziell für den Einsatz in und um Städten konzipiert. Durch sein kleines Packmaß und geringes Gewicht bringt es schon mal die idealen Voraussetzungen mit, um es unkompliziert überall für eine spontane Paddeltour mit hinzunehmen. Durch seine besondere Konstruktionsweise verspricht der Hersteller beim CityRaft im Vergleich zu vielen anderen Modellen einen besonders guten Geradeauslauf. Wir möchten Euch unsere Eindrücke des nortik CityRaft im folgenden Test schildern.
Produktdaten
Max. Personenanzahl:
Länge:
Breite:
Gewicht:
Packmaß:
Max. Beladung:
Material:
1
250 cm
92 cm
2,8 kg
70 x 20 cm
150 kg
TPU Nylon
Produktionsland:
Russland
Welches Modell wurde getestet?
nortik CityRaft aus dem Jahr 2019
Wie ist der Test entstanden?
Der Test ist im Rahmen einer Outdoor-Messe am Chiemsee entstanden.
Wie intensiv wurde es getestet?
angetestet
2 Balken = mind. 1 Tages-/ 2 Halbtagestouren
3 Balken = mind. 4 Touren
4 Balken = mind. 8 Touren
5 Balken = mind. 12 Touren (sehr intensiv)
Wo wurde es getestet?
Wildwasser
Ruhige Flüsse
Seen
Ersteindruck und Aufbau
Wer sich ein Packraft zulegt, der entscheidet sich für einen unkomplizierten und spontanen Paddelspaß. Mit knapp 3 kg wiegt das nortik CityRaft weniger als die durchschnittliche Hauskatze und zusammengepackt ist das Packraft in einer Tasche sicherlich weniger auffällig in der U-Bahn als der Sitznachbar mit seinen prallgefüllten Einkaufstaschen. Es ist also erstaunlich, dass ein richtiges Boot so kompakt und leicht sein kann. Das Konzept Packrafting steht eigentlich für die Kombination aus Wandern und Paddeln. Das CityRaft richtet sich an begeisterte Outdoorfreunde in der urbanen Region, die auch mal direkt nach der Arbeit zur Paddeltour nach dem Feierabend direkt aufbrechen möchten. Möchte man z.B. in Großstädten mit vielen Wasserwegen und Seen wie Berlin paddeln, dann ist das CityRaft eigentlich der ideale Begleiter.
Notwendiges Zubehör: Du fängst mit dem Paddeln erst an und hast noch nicht das notwendige Zubehör? Folgendes Zubehör (welches nicht im Lieferumfang des Bootes enthalten ist) brauchst du für deine erste Tour auf dem Wasser und hat auf Basis unserer Erfahrungen ein top Preis-Leistungs-Verhältnis.
Da wir das CityRaft auf einer Outdoor-Messe gepaddelt sind, können wir wenig über den Auf- und Abbau im Detail berichten. Jedoch ist dieser denkbar einfach. Mit einem Befüllsack wird Luft in das Boot gepumpt. Nach ungefähr 7-8 Stößen ist das Packraft soweit gefüllt, sodass man die Luft für den restlichen Luftdruck mit dem Mund über ein Extraventil hineinpustet. Wir hatten das Aufblasen mit dem Mund mal ausprobiert und empfanden gerade die letzten Luftstöße als ziemlich schwer . Man muss da schon einen guten Druck mit dem Mund erzeugen können. Aber das ist ohne Zweifel auch eine Gewöhnungssache.
Bei den meisten Packrafts wird dann noch ein Sitz aufgeblasen, der ins Boot gelegt wird. Das entfällt beim nortik CityRaft. Statt einen aufblasbaren Sitz verwendet das Boot ein Sitznetz, das fest an den inneren Seitenwänden befestigt ist. Die Flechtung des Sitznetzes kann stärker oder schwächer variiert werden, um es so individuell anzupassen. Somit besteht das Boot also nur aus einem Einzelteil. Schon praktisch, denn so kann man ganz sicher beim Aufbau oder Packen nichts vergessen.
Neben dem Packraft sind im Lieferumfang ein Befüllsack zum Aufblasen des Bootes, ein Transportsack und eine Reparaturset enthalten. Das einzige was noch fehlt, ist ein Doppelpaddel, eine Schwimmweste und gegebenenfalls ein Packsack für Wertgegenstände oder sonstiges Kleingepäck, das man mit sich im Boot führen möchte.
Packrafts haben in den letzten Jahren ziemlich stark an Bekanntheit gewonnen. Dennoch wirkt für viele ein Packraft auf den ersten Blick eher wie ein empfindliches Schlauchboot. So leicht und klein kann doch nur gehen, indem man an Robustheit und Langlebigkeit Abstriche macht? Ganz im Gegenteil, das verwendete Material bei hochwertigen Packrafts ist sehr resistent. So wirkt das CityRaft nicht nur gut verarbeitet, sondern auch das Material wirkt sehr stabil. nortik verwendet hier ein Hochleistungs-Ultraleicht-TPU. Die Luftschläuche sind von beiden Seiten beschichtet. Wenn also die Außensicht beschädigt werden sollte, besteht dank der Innensicht weiterhin noch eine Dichtigkeit des Materials. Diese kleinen Boote lassen sich also in keinster Weise in Sachen Material und Verarbeitung mit den Billigschlauchbooten aus dem Discounter oder Baumarkt vergleichen.
Dennoch ist es eher besser Bodenkontakt zu meiden, denn bei ganz spitzen Ästen oder Steinen ist auch hier kein Schaden auszuschließen. Da muss man aber in der Regel schon viel Pech haben, denn die Boote stecken so einiges weg. Im schlimmsten Fall kann man kleine Stellen auch selbst mit dem Reparaturset reparieren.
Erfahrungen auf dem Wasser
Das Einsetzen des Packrafts ins Wasser ist dank des geringen Gewichts ein Kinderspiel. Da der Boden eines Packraft nicht aufgeblasen wird, tritt man beim Einsteigen sozusagen direkt ins Wasser. Das vermittelt beim ersten Einstieg einen wackligen Eindruck. Nach mehrmaligen Ein- und Ausstiegen zeigt sich aber, dass das nur ein Eindruck ist. In Wirklichkeit ist der Ein- und Ausstieg recht stabil und die Seitenschläuche sorgen für die nötige Stabilität.
Das Sitznetz ist zu Beginn ein wenig gewöhnungsbedürftig. Man sitzt aber darauf sehr bequem und vor allem ständig im Trockenen dank der erhöhten Sitzposition. Beim Paddeln erweist sich der Sitz auch als verlässlich und man kann am Ende gar nicht so recht sagen, was besser ist. Sitznetz oder aufblasbarer Sitz? Wir könnten mit beiden Varianten langfristig fahren, aber am Ende ist das auch Geschmackssache.
Eins ist uns dennoch aufgefallen. An dem Tag als wir mit dem Packraft gepaddelt sind, war es nicht sonderlich warm und auch die Wassertemperatur war maximal 10°C. Man hat schon die Kälte gemerkt, die vom Boden kommt. Denn im Prinzip trennt uns vom Wasser nur der dünne Boden. Da heißt es also an kälteren Tagen, eine warme Hose anziehen. Aufblasbare Sitze isolieren hier zumindest ein wenig. Und Schlauchkajaks kennen das Problem eigentlich so gut wie gar nicht, da die aufgeblasene Bodenkammer ziemlich gut isoliert.
Das große Versprechen des Nortik CityRaft ist der hervorragende Geradeauslauf. Dank der integrierten spitzen Richtungsflosse am Bug soll das Boot seine Spur treu halten. Im Vergleich zu anderen Packrafts ist der Geradeauslauf auch in der Tat besser. Dennoch muss man sagen, dass das CityRaft nicht ganz so gut die Spur hält wie lange Schlauchkajaks. Wenn man voll in die Paddel haut, merkt man, dass auch das nortik CityRaft leicht nach rechts und links schwankt. Mit angepasster Paddeltechnik bekommt man aber insgesamt einen sehr guten Lauf hin und im Vergleich zum nortik Trekraft beispielsweise hat man mit dem CityRaft doch einen merklich besseren Lauf.
Prinzipiell lässt sich der Geradeauslauf über die Sitzposition einstellen. Je weiter man hinten sitzt, desto tiefer taucht die Richtungsflosse ins Wasser und desto besser ist der Geradeauslauf. Setzt man sich weiter nach vorne, kommt die Richtungsflosse aus dem Wasser heraus und das Packraft wird wendiger. So lassen sich die Fahreigenschaften an die Situation anpassen, z.B. wendig auf schmalen Flüssen und einen guten Geradeauslauf auf Seen. Im Allgemeinen ist es ein sehr interessantes Feature für ein Packraft, dass durch die Sitzposition die Wendigkeit bzw. der Geradeauslauf des Bootes eingestellt werden kann.
Was man auf den Bildern relativ gut erkennt ist, dass das Boot mehr auf dem Wasser als im Wasser liegt. Bei stärkeren Seitenwinden oder Gegenwind hat man aber als Paddler ordentlich anzukämpfen. Das ist bei Schlauchbooten jedoch absolut normal. Diesen Wermutstropfen muss man bei dem Kauf eines Luftkajaks verkraften. Durch die großzügige Breite des Bootes und dank der Luftschläuche ist das Packraft aber dafür sehr kippstabil.
Der Spaßfaktor mit dem CityRaft ist auf jeden Fall gegeben. So klein und kompakt und dennoch ist man so mobil auf dem Wasser unterwegs. Der Name CityRaft steht für den Einsatz in Ballungsgebieten, aber das Einsatzgebiet beschränkt sich nicht nur auf den Großstadtdschungel. Mit dem CityRaft kann man auch auf ruhigen Seen und breiten Flüsse außerhalb von Großstädten fahren. Durch die Richtungsflosse eignet sich das Boot eher weniger für enge Wildwasserflüsse. Auch bei höherem Wellengang auf Seen macht es sich bemerkbar, dass Spritzwasser einfach ins Boot gelangen kann. Hier haben Packrafts mit Verdeck ihren großen Vorteil (z.B. Nortik TrekRaft). Leider kann man das CityRaft in der Hinsicht nicht nachrüsten.
Am Ende fragt sich der eine oder andere sicherlich, ob es nicht auch Packrafts gibt, die sowohl einen guten Geradeauslauf haben und zusätzlich ein integriertes Verdeck besitzen. Solche Packrafts gibt es sehr wohl, aber nicht von nortik. Die Packraftmarke MRS führt Packrafts, die zwar keine Richtungsflosse wie das CityRaft haben, aber dafür länger sind und eine ansteckbare Finne besitzen (z.B. das MRS Normad). Diese Packrafts sind wir leider noch nicht gepaddelt, aber der Hersteller verspricht Fahreigenschaften, die dem eines aufblasbaren Kajaks nahe kommen. Dafür kosten diese Packrafts auch ungefähr das Dreifache von dem was das nortik CityRaft kostet.
Stärken und Schwächen
Der große Vorteil eines Packrafts ist das geringe Gewicht und die kompakten Abmaße, die dem Paddler ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Das nortik CityRaft packt hier nochmal einen großen Vorteil durch die Richtungsflosse oben drauf. Nachteilig ist vor allem, dass es nicht die Möglichkeit gibt, einen Spritzschutz nachzurüsten. Im Folgenden geben wir Euch nochmal einen Überblick zu allen Stärken und Schwächen des Bootes.
Das hat uns gefallen
+ guter Geradeauslauf + im Vergleich zu anderen Modellen relativ günstig + sehr leicht und kompakt
+ bequemes Sitznetz + durch Sitzposition verstellbare Finne
Das hat uns weniger gefallen
– Bodenkälte an kalten Tage – kein Spritzschutz und auch nicht nachrüstbar
Fazit zum nortik CityRaft
Das nortik Cityraft ist der ideale Begleiter für diejenigen, die schon länger mit einem Packraft liebäugeln, aber sich vom schlechten Geradeauslauf vieler Modelle abschrecken lassen. Dank seiner speziellen Konstruktion weiß das CityRaft in Sachen Fahrverhalten zu überzeugen. Im Vergleich zu vielen Schlauchkajaks ist das CityRaft auch kein Schnäppchen, doch viele Packrafts sind um einiges teurer. Das nortik Cityraft ist auch eine gute Wahl für Paddelneulinge, die unkompliziert und ohne viel Aufwand kleine Paddeltouren unternehmen möchten.