Auf unserer Reise zum Gardasee haben wir dieses Mal einen Abstecher zum Etsch gemacht, um einen besonders schönen Abschnitt mit unseren Packrafts (MRS Aligator und Itiwit Adventure 500) zu paddeln.
Dabei ist der Etsch der zweitgrößte Fluss Italiens. Er entspringt in den Ötztaler Alpen und legt eine Strecke von 415 km zurück, ehe er in die Adria mündet. Am Flusslauf befinden sich zahlreiche Städte wie Bozen, Trient oder Verona. Ein Großteil des Flusses verläuft parallel zum Gardasee. Dennoch besteht keine direkte Wasserverbindung zwischen den beiden Gewässern, denn die weitläufigen Gardaseeberge trennen beide Gewässer voneinander.
Unsere Paddeltour, ideal für einen Vormittags- oder Nachmittagsausflug, verläuft auf dem südlichen Abschnitt der Etsch nahe der italienischen Stadt Verona. Wer daraus eine Tagestour machen möchte, kann sein Boot weiter nördlich einsetzen. Auf dieser beschriebenen Tour gibt es keine Wehre und nur leichte Schwallstrecken. Die Flusslandschaft ist mit ihrer bergigen, hügligen sowie felsigen Landschaft sehr abwechslungsreich und einsam, da die Ufer weitestgehend naturbelassen sind. Dennoch gibt es abschnittsweise leider unüberhörbaren Verkehrslärm.
Der Grund, warum wir uns für den südlichen Abschnitt nördlich vor Verona entschieden haben, ist die Veroneser Klause. Die Veroneser Klause ist ein von der Etsch durchströmter Engpass am Südende des Etschtals. Dabei sind die Felswände so hoch und nah am Fluss, sodass das Gefühl aufkommt, man würde durch ein Canyon paddeln.
Anfahrt zur Etsch
Da viele Hauptstraßen (u.a. auch die Brennerautobahn) am Fluss entlang führen, ist der Fluss mit dem Auto sehr gut zu erreichen. Wir parken unser Auto am Bahnhof Domegliara – S.Ambrogio und nehmen von dort aus den Zug flussaufwärts. Direkt am Bahnhof gibt es einen großen gebührenpflichtigen Parkplatz. Zugtickets lassen sich am Fahrkartenautomaten im Bahnhofsgebäude kaufen.
Wir fahren mit dem Zug bis zum nächsten Bahnhof Dolcé. Wir mussten feststellen, dass der Zug länger als der Bahnsteig in Dolcé ist. Steigt deswegen in Domegliara – S.Ambrogio am besten weit vorne in den Zug ein. Von Dolcé nach Domegliara ist es eine 11,8 km lange Paddeltour. Plant für die Tour mind. 2 Stunden ein, mit Pause am Beach Ceraino eher 3-4 Stunden. Wer eine längere Strecke paddeln möchte, kann die Strecke verdoppeln und erst am nächsten Bahnhof Peri aussteigen.
Unsere Tour auf der Etsch von Dolcé nach Domegliara
Vom Bahnhof Dolcé sind es weniger als 10 min zur Einstiegsstelle am Flussufer. Dort gibt es genügend Platz, wo wir die Boote aufbauen und ins Wasser einsetzen konnten.
Für Anfang Oktober führt der Fluss ordentlich Wasser. Die Strömung ist flott und die Landschaft mit den bewaldeten Bergen ein wahrer Genuss fürs Auge. Ab und zu kommen Raftingboote vorbei, obwohl es abgesehen von leichten Stromschwellen keine schwierigen Wildwasserstellen auf diesem Flussabschnitt gibt.
Nach ungefähr 4 km siehst du die Festung Forte Rivoli direkt am rechten Flussufer auf dem Monte Castello in 227 m Höhe thronen.
Danach folgt eine Schwallstrecke mit einer Linkskurve. Auf der linken Uferseite der Kurve findest du den Ceraino Beach. Dieser ist im Sommer stark besucht, weil dieser auch gut zu Fuß und mit dem Fahrrad zu erreichen ist. Dennoch ist dieser Strand aus unserer Sicht die beste Pausenstelle auf dieser Tour. Die Landschaft ist toll, aufgrund des Rauschens der Schwallstrecke hörst du keinen Verkehrslärm, das Ufer lädt mit seinem Strand zum Baden ein und bietet ausreichend Platz.
Nach dem Ceraino Beach sind es nur ein paar Hundert Meter und dann beginnt nach einer Rechtskurve die Veroneser Klause. Der Blick in die Klause ist atemberaubend und ein wahres Highlight der Tour.
Die Veroneser Klause ist ungefähr 1 km lang. Wir paddeln deutlich weniger und lassen uns abschnittsweise komplett treiben, um den Anblick der Felsformationen zu genießen. Was tatsächlich etwas schade ist und die Idylle stört, ist die am linken Flussufer verlaufende Straße. Aufgrund der hohen Felswände ist der Verkehrslärm unüberhörbar.
Nach der Veroneser Klause sind die Berge und Felswände verschwunden. Am Vecchio attracco fluviale e alzaia, am Ortseingang von Domegliara, gibt es noch eine Möglichkeit anzulegen. Von dort aus wären es 45 min zu Fuß zum Bahnhof.
Wir paddeln stattdessen weiter. Es folgen bewaldete Uferabschnitte auf der rechten Flussseite und Industrieanlagen an der linken Uferseite. Nach ungefähr 3 km unterqueren wir eine Straßenbrücke, wo wir dahinter am linken Ufer aussteigen. Dort gibt es einen kleinen Weg rauf zu einer Nebenstraße. Die Ausstiegsstelle ist nicht perfekt aber bietet den kürzesten Fußweg von 20 min zum Bahnhofsparkplatz wieder zurück.
Ungefähr einen halben Kilometer vor der Straßenbrücke gibt es einen Schwall mit der Wildwasserstufe 2, wecher der „schwiergste“ Schwall auf der Strecke ist aber aus unserer Sicht sehr gut zu befahren ist. Dennoch wirst du in einem offenen Boot sehr wahrscheinlich ordentlich Wasser ins Boot bekommen.