Eine Kanutour mit dem Schlauchboot durch Berlin ist wie eine Sightseeingtour aus einer anderen Perspektive. Mit seinen zahlreichen Wasserwegen lädt die Hauptstadt regelrecht einen dazu ein, sie aus der Kanuperspektive zu erkunden. Auf dieser Tour beginnen wir auf der Spree und sehen den symbolträchtigen Fernsehturm aus der Ferne und passieren den historischen Osthafen, bevor wir auf den Landwehrkanal einbiegen, um durch das belebte und bunte Kreuzberg auf den Weg Richtung Tiergarten zu paddeln.
Kanufahren in Berlin
Das Kanufahren in Berlin ist auf den meisten Flussabschnitten erlaubt, aber eben nicht auf allen. Daher sollte man sich im Vorfeld genaustens informieren. Das Befahren der Spree im Bereich der Innenstadt, einschließlich des Regierungsviertels, ist zum Beispiel leider verboten. Wasserkarten und Recherchen im Internet helfen hierbei die Tour gut zu planen. Zudem sollte man auch immer während der Tour auf die Wasserbeschilderungen achten, um auch nicht Ausversehen in gesperrte Zonen zu fahren.
Kennzeichnungspflicht des eigenen Boots!
Der Großteil der Berliner Gewässer gilt als Bundeswasserstraße. Für Paddler mit eigenem Boot gilt hier eine Kennzeichnungspflicht, d.h. das Boot muss von außen auf beiden Außenseiten mit dem Namen oder Abkürzung einer zugehörigen Organisation, der es gehört, in 10 cm großen lateinischen Buchstaben gekennzeichnet sein. Zudem muss auch zumindest auf der Innenseite der Name und die Anschrift des Eigentümers angebracht sein. SUP Paddler fallen hier mit unter einer Ausnahme, wo die Kennzeichnungspflicht nicht gilt.
Das Berliner Gewässer ist nicht nur ein Ort für Freizeitpaddler. Von Frachtern über Fahrgastschiffen bis hin zu Motorbooten lässt sich eigentlich so gut wie alles wiederfinden. Dementsprechend sollte man aber auch Acht geben, um zügig ausweichen zu können. Denn die Fahrregeln auf Bundeswasserstraßen besagen: Paddler müssen Schiffe der Berufsschifffahrt ausreichenden Platz für ihren Kurs und das Manövrieren geben. Paddler müssen ihren Kurs deutlich und rechtzeitig zeigen, dass sie das Schiff ausweichen. Kleinfahrzeuge mit Motor (z.B. Motorsportboote) müssen Paddler ausweichen. Das Tragen einer Schwimmweste sollte in diesem Sinne selbstverständlich sein.
Kanuverleih in Berlin
Obwohl wir mit unserem eigenen Schlauchkajak unterwegs gewesen sind, gibt es zahlreiche Möglichkeiten sich ein Boot auszuleihen. Von Kanu, Kajak, Tretboot bis Ruderboot ist hier eigentlich alles zu finden, was man sich vorstellen kann. Für Paddeleinsteiger gibt es auch Anbieter, die geführte Touren durch die Hauptstadt anbieten.
Im folgenden findet Ihr eine Auswahl von Verleihen und Tourenanbieter:
Unsere Kanutour von Berlin Treptow zum Tiergarten
Der große Vorteil des urbanen Paddeln ist die einfache Anreise. Wir wollten unsere Tour möglichst von einem grünen Fleck aus beginnen und abschließen. Für den Start haben wir deswegen die Insel der Jugend gewählt, die im Bezirk Treptow-Köpenick liegt. Mit der S-Bahn sind wir bis zur Haltstelle Plänterwald gefahren. Von dort aus sind wir dann den restlichen Weg zur Insel von 1 km zu Fuß gegangen. Die Insel ist mit einer Brücke vom Festland erreichbar und von der Größe sehr überschaubar.
Die schönste Lichtverhältnisse auf dem Wasser erlebt man eigentlich entweder am frühen Morgen oder Abend. Für unsere 3 stündigen Tour sind wir erst gegen 17 Uhr an einem Aprilwochenende gestartet. So hatten wir zu Beginn noch besten Sonnenschein und konnten auf dem Wasser die Atmosphäre mitnehmen, wie die Sonne langsam untergeht.
Auf der Insel der Jugend gibt es übrigens auch ein gemütliches Restaurant namens „Insel Berlin“, welches direkt am Wasser liegt und nochmal zur Stärkung vor der Tour einlädt. An einer ruhigen Stelle haben unser Boot fix aufgebaut, die Kennzeichnung angebracht und es ins Wasser gesetzt.
Unsere Tour begann also auf der Spree. Schon zu Beginn sieht man aus der Ferne den Berliner Fernsehturm. Auf der einen Uferseite hat man durch den Treptower Park sehr viel Grün und auf der anderen Uferseite sind es moderne und für Großstadtverhältnisse idyllisch gelegene Wohnhäuser, die das Bild prägen.
Die erste Brücke, die wir durchfahren, ist die Elsenbrücke, welche die beiden Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg und Treptow-Köpenick miteinander verbindet. Kurz nach dessen Durchfahrt erblicken wir den Molecule Man, ein 30 Meter hohes Monumentalkunstwerk des amerikanischen Bildhauers Jonathan Borofsky. Die Drei-Personen-Skulptur ist ein beliebtes Fotomotiv. Als Kanufahrer hat man den Vorteil, dass man mit seinem Boot durch die Skulptur durchfahren kann.
Kurz nach dem Molecule Man gibt es mitten auf dem Fluss eine Anlegestelle für Schiffe. Wir halten uns auf der rechten Flussseite und kurz später weist ein Schild daraufhin, dass wir nach links in die Schleuse abbiegen müssen, um auf den Landwehrkanal zu gelangen.
Wir fahren aber noch ein Stück weiter auf der Spree, um die imposante Oberbaumbrücke von nahem zu bestaunen. Gerade bei der Abendsonne mit dem Berliner Fernsehturm im Hintergrund und den darüberfahrenden U-Bahnen, kommt ein ganz besonderer Flair auf. Aber spätestens hier ist Schluss für Freizeitpaddler, denn der Abschnitt zwischen Oberbaumbrücke (Fluss-Kilometer 20,7) und Kanzleramtssteg (Fluss-Kilometer 14,1) darf nicht befahren werden.
Wir drehen um und fahren wieder zurück, wo wir zum Landwehrkanal einbiegen können. Bei der Einfahrt ist etwas Warten an der Schleuse angesagt. Diese ist für Sportboote und somit auch für Kajakfahrer vom 1. April bis zum 31. Oktober zwischen 11:15 und 20:45 in Betrieb. Nach der Schleusung befinden wir uns auf dem schmalen und ruhigen Landwehrkanal. Die Ruhe bezieht sich aber nur auf die Wasserverhältnisse, denn wir befinden uns nun im Berliner Kiez Kreuzberg. Bei schönen Sommertagen genießen zahlreiche Menschen das Wetter am Ufer. Auch sind hier viele Leute mit einem Badeboot unterwegs, um sich bei schönem Wetter einfach in der Sonne ein wenig treiben zu lassen.
Nach kurzer Zeit zweigt sich der Fluss in zwei Richtungen auf. Wir fahren nach rechts und bleiben auf dem Landwehrkanal. Der Abschnitt ist durch Uferabschnitte mit zahlreichen Altbauten und wenig Verkehrslärm geprägt. Wir passieren zahlreiche Brücken und können das Stadtleben in Cafés und Restaurant vom Kanal aus beobachten. Wer genug Zeit mitbringt, kann auch an einigen Stellen anlegen und in einem am Ufer liegenden Café oder Restaurant einkehren. Insbesondere der Böcklerpark hat einen gemütlichen Eindruck gemacht.
Ab der Zossener Brücke kommt mehr Großstadtflair auf. Weniger Grün und mehr Betonbauten prägen das Ufer. Eine U-Bahn-Linie führt nun direkt am Kanal vorbei und wir sehen direkt von unserem Kajak aus, wie die typisch gelben U-Bahnen an uns vorbeirauschen. Genau dieser Kontrastwechsel macht die Tour eigentlich so interessant. Zu Beginn auf der großen Spree, dann im Landwehrkanal erst im alternativen Kreuzberg und nun zwischen den Großstadtbeton.
Egal, wann du die Tour beginnst, du wirst die Chance haben, ein altes Flugzeug nah über den Kanal fliegen zu sehen. Ok, zugegebenerweise ist Fliegen übertrieben. Aber das Deutsche Technikmuseum befindet sich direkt am Ufer und über die Terrasse des Museum wurde ein Rosinenbomber aufgehangen, welches zum Wahrzeichen des Museums geworden ist. Als Paddler kann man schnell den Eindruck bekommen, dass das historische Flugzeug tief über den Landwehrkanal fliegt.
Kurz nach dem Passieren des Museums befinden wir uns auch schon nicht mehr weit vom Potsdamer Platz. Da der Kanal relativ tief liegt, sehen wir ihn nicht aus der Ferne. Wer aber auf der rechten Seite aufmerksam hinschaut, sieht an einigen Stellen die hervorblitzenden Hochhäuser des Platzes.
In der Zwischenzeit ist die Sonne nun auch fast komplett hinter den Häusern verschwunden. Aber der Tiergarten ist nicht mehr weit entfernt und den grünen Fleck mitten in der Großstadt kann man vor allem vom Wasser aus nicht verfehlen. Hier kann man mit dem eigenen Schlauchboot auch sehr gut anlegen und das Boot abbauen. Zudem ist der Bahnhof Zoologischer Garten nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt, was ideal für die Abreise ist.
Prinzipiell lässt sich die Tour beliebig erweitern. Der Landwehrkanal führt dann wieder auf die Spree. Dort könnt ihr dann beispielsweise bis zum Schloss Bellevue oder durch Charlottenburg nach Spandau auf die Havel paddeln.
Weiterführende Links und Literatur
Im folgenden findet ihr eine kleine Auflistung von sehr nützlichen Webseiten, die sehr detaillierte Informationen liefern, falls ihr eine eigene Tour durch Berlin planen möchtet.
- Aktuelle Informationen der Wasserschutzpolizei Berlin
- Detaillierte Informationen zum Berliner Gewässer von Faltboot.org
- Informationen zu möglichen Ein- und Aussetzstellen in Berlin von Faltboot.org
Auch für Berlin und Umgebung gibt es zahlreiche Bücher mit Tourenvorschlägen, die eine gute Quelle für Inspiration und zum Nachpaddeln geben.
- Kanu Kompass Brandenburg, Berlin: Das Reisehandbuch zum Kanuwandern
- Kanu Kompakt Berlin – mit topografischen Wasserwanderkarten
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