Das Saima Seengebiet ist eine riesige Seenlandschaft mit über 14.000 kleinen felsigen und großen Inseln, umgeben von Fichten- und Pinienwäldern sowie üppigen Laubwäldern und sandigen Buchten. Wer ein Abenteuer in endlosen Wasserlabyrinthen von ungebrochener Ruhe sucht, ist auf dem großen Saimaa genau richtig . Wir hatten mit zwei Kanus eine fünftägige Tour unternommen, und hatten jede Nacht auf einer eigenen Insel übernachtet.
Anreise zum Saimaa See
Von Deutschland gibt es Direktflüge (z.B. mit Finnair) nach Helsinki. Alternativ wäre auch Tampere eine Option. Der Saimaa See liegt ungefähr 3h mit dem Auto von Helsinki entfernt. Wir hatten uns einen Mietwagen am Flughafen ausgeliehen und sind am nächsten Tag zur einer Hütte am Saimaa See gefahren. Am darauffolgenden Tag war es dann noch eine halbe Stunde zum Kanuverleih am Hafen von Anttola.
Eine Anreise von Helsinki oder vom Flughafen zum Saimaa See ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ebenfalls möglich. Dafür nehmt Ihr den Zug nach Mikkeli, der ungefähr 2h 30min benötigt. Wer vorab bucht, bekommt meist noch die Sparangebote. Die genauen Preise und Abfahrtzeiten findet Ihr auf der Seite von Veturi. Am Bahnhof von Mikkeil gibt es einen Bus nach Anttola (Mikkeli). Da der Bus nur ein paar Mal am Tag fährt, schaut Euch am besten die Abfahrtzeiten auf der Seite von Matkahuolto an. Mit dem Bus fahrt Ihr dann bis zur Endstation Anttola Bay. Wenn Ihr nach dem Aussteigen die Straße ein kleines Stückchen weitergeht, habt ihr den Supermarkt Anttola Sale auf der rechten Seite. Links am Kreisverkehr geht es dann zum Hafen. Alles ist innerhalb von Minuten zu Fuß erreichbar.
Planung einer Kanutour in Saimaa
Eine mehrtägige Kanutour auf dem Saimaa See ist ein unvergessliches Erlebnis, was ein wenig Vorbreitung und Planung vorab benötigt. Bevor wir unsere Tour konkret vorstellen, möchten wir Euch einige Tipps für die Planung und Vorbereitung geben. Ihr könnt unsere Tour nachpaddeln oder als Inspiration nehmen, um eine eigene Tour zu gestalten. Dabei sind folgende Themen interessant:
- Kanuvermieter am Saimaa See
- Routenplanung und Orientierung auf dem Wasser
- Wildcampen, Lagerfeuer und Angeln im Rahmen des Jedermannsrecht
- Die beste Reisezeit für eine Kanutour auf dem Saimaa See
- Trinkwasserqualität des Saimaa Sees
- Mücken am Saimaa See
- Notwendige Ausrüstung für eine mehrtägige Kanutour auf Saimaa
Wir wurden von folgendem Tourenbericht inspiriert und hatten ursprünglich vor diese Strecke zu paddeln. Aufgrund des Wetters mussten wir unsere Tour später starten und für den Großteil der Gruppe war gemütliches Paddeln und Erholung oberste Priorität. Daher hatten wir die Route während der Tour angepasst, was kein Problem ist, solange du eine detaillierte Wasserkarte hast.
Kanuvermieter am Saimaa See
Der Saimaa See ist riesig und so auch die Auswahl an Kanuverleihern. In der südlichen Region, wo wir unsere Tour herausgesucht hatten, waren folgende Anbieter für uns relevant:
Wir hatten uns für Opas Guide Tiina entschieden. Sie war die einzige Anbieterin, die wir gefunden hatten, die 3-Personen Kanus vermietet und außerdem gute Preise hat. Außerdem gab sie ohne weitere Mehrkosten genügend Packsäcke und Gepäcktonnen sowie detaillierte Wasserkarten. Man konnte sie jedes Detail auf der Karte fragen und man merkte sofort, dass das südliche Seengebiet sehr gut kennt.
Routenplanung und Orientierung auf dem Wasser
Der Saimaa See ist so großflächig und verzweigt mit seinen Inseln, sodass sich eine Rundtour regelrecht anbietet. Wir hatten als Start- und Endpunkt Anttola gewählt, und eine fünftägige Rundtour gemacht. Nähere Infos zur genauen Tour findet Ihr im unteren Abschnitt.
Das Gewässer des Saimaa Sees gilt wettermäßig sicher und starke Stürme sind eine Seltenheit. Im Falle von Winden bieten die ruhigen Seiten der Inseln einen guten Schutz und ein entspanntes Paddeln mit dem Kanu. Daher solltet Ihr darauf achten, dass Eure Route in der Nähe von Ufern und Inseln lang führt. Denn gerade große offene Stellen können für vollbeladene Kanus doch schnell ungemütlich und für Anfänger schwierig zu paddeln sein. Anders sieht es aus, wenn Ihr viel Paddelerfahrung mitbringt und mit einem geschlossenen Kajak paddelt.
Die hohe Dichte der Inseln und Buchten erschwert die Orientierung auf dem See und das Finden der geplanten Route. Eine Karte und ein GPS sind daher unabdingbar. Ein Smartphone ist hier meist völlig ausreichend. Dennoch geben die Kanuvermieter eine Wasserkarte mit, die mit mehr Details und Markierungen versehen ist. Auch ein Kompass ist ein empfehlenswert, falls der Akku des Smartphones schlapp macht.
Wildcampen, Lagerfeuer und Angeln im Rahmen des Jedermannsrecht
Skandinavien ist nicht nur aufgrund seiner großartigen Natur und Wildnis so einzigartig in Europa, sondern auch das vor Ort herrschende Jedermannsrecht, was der Bevölkerung und den Reisenden freien Zugang zur Natur gewährt. Solange Ihr nicht stört und zerstört, könnt ihr die Natur mit einigen Einschränkungen frei nutzen (z.B. Wildcampen, Lagerfeuer entfachen, Angeln, Pilze und Beeren sammeln). Somit bildet das Jedermannsrecht eine ideale Grundlage für eine mehrtägige Kanutour in der Wildnis. Im Folgenden möchten wir auf die Themen Wildcampen, Lagerfeuer und Angeln eingehen.
Das Jedermannsrecht erlaubt euch das Wildcampen auf öffentlichen und privaten Flächen. Auf privaten Grundstücken ist darauf zu achten, dass ihr dem Eigentümer nicht stört und dessen Eigentum nicht beschädigt. Das bedeutet: Ihr könnt Euer Zelt aufschlagen, solange es sich außerhalb der Sicht- und Hörweite von Häusern, Hütten, Höfen und Gärten befindet und es so hinterlässt, wie ihr es vorher vorgefunden habt. Falls ihr länger als eine Nacht bleibt, solltet ihr den Eigentümer um Erlaubnis fragen. Naturschutzgebiete können darüber hinaus das Jedermannsrecht einschränken. Diese Einschränkungen sind in der Regel ausgeschildert. So könnt ihr jede Nacht auf einer der vielen Inseln von Saimaa übernachten. Vor allem die kleinen Inseln sind unbewohnt und gehören nicht im privaten Besitz.
Ein Lagerfeuer ist durch das Jedermannsrecht mit einigen Einschränkungen ebenfalls erlaubt. Auf privaten Grundstücken benötigt ihr die Erlaubnis des Eigentümers. Auf öffentlichen Flächen könnt ihr ein offenes Feuer entfachen, solange keine Waldbrandstufe besteht, die Windverhältnisse es erlauben und sich die Feuerstelle nicht in Waldnähe befindet. Falls etwas passiert, müsst ihr für Brände und den entstandenen Schaden haften. Sind Feuerplätze vorhanden (z.B. auf Campingplätzen oder an Unterstandshütten), müssen diese genutzt werden.
Das Jedermannsrecht erlaubt einem das (eine Rute ohne Rolle mit Leine und Haken) und Eisangeln, ohne eine Erlaubnis zu beantragen oder Gebühr zu entrichten. Dennoch ist ein Fischen im schnellfließenden Gewässer und dessen Strömungen sowie in gekennzeichneten Wasserschutzgebieten nicht erlaubt. Jede andere Angeltechnik (z.B. mit Wurfrolle, Kunstköder, …) erfordert eine Fischereiabgabe (45€ für 1 Jahr oder 15 für 7 Tage, 6€ für 1 Tag; Stand 2019), die unter Eräluvat-kauppa entrichtet werden kann. Ausgeschlossen von der Gebühr sind Personen unter 18 und über 65 Jahre.
Weitere Informationen zum Jedermannsrecht in Finnland findet Ihr auf der Seite des finnischen Umweltministerium.
Die beste Reisezeit für eine Kanutour auf Saimaa
Der Vorteil des Saimaa Seengebiets ist, dass es im Vergleich zu anderen südlichen Seenlandschaften in Skandinavien (z.B. Dalsland) gering touristisch erschlossen ist. So könnt Ihr einen Zeitraum zwischen Ende Juni und Anfang/Mitte August nehmen, und habt dann die höchsten Chancen für sommerliches Wetter dort. Dennoch gibt es für Skandinavien keine Schön-Wetter-Garantie und man sollte auf Regen und frische Tage auch im Sommer vorbereitet sein. Aufgrund der langen Tage im Sommer könnt Ihr je nach Wetterlage bis zu 22 Uhr auf dem Wasser paddeln.
Trinkwasserqualität des Saimaa Sees
Ihr werdet auf vielen Webseiten lesen, dass der Saimaa See sehr sauber ist, also dass das Wasser sehr gut zum Baden und sogar zum Trinken geeignet ist. Auf der Seite von Faltbootwiki wird jedoch von einer radioaktiven Belastung des Sees hingewiesen, als Spätfolgen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Damals zog die radioaktive Wolke über Teilen von Europa und regnete nicht nur in Süden von Deutschland, sondern auch z.B. in Südfinnland ab. Wir hatten die Quellen nachrecherchiert. Die Belastung ist sehr gering, vor allem für Touristen. Dennoch haben wir uns dazu entschlossen, Trinkwasser aus dem Supermarkt mitzunehmen. Am Ende stellte sich heraus, dass der See sehr sauber aber trotzdem aufgrund der leicht braunen Trübung nicht besonders einladend zum Trinken gewesen wäre.
Mücken am Saimaa See
Skandinavien ist bekannt für das hohe Aufkommen von Mücken. Es wird gesagt, dass mit jedem Kilometer weiter nördlich die Mückenplage zunimmt. Da der Saimaa noch recht südlich liegt, hält es sich mit den Mücken in Grenzen. Dennoch gibt es im Vergleich zu Deutschland deutlich mehr Mücken. Wir empfehlen Mückenspray und Rauchspiralen mitzunehmen. Wenn Ihr nach dem Paddeln ein Platz fürs Campen sucht, dann achtet vor dem Aufbau des Zelts auf mögliche Mücken. Inseln und Uferabschnitte, die etwas windiger und felsiger sind, haben weniger Mücken als sumpf-artige und windgeschützte Inseln. Ab August/September nimmt die Zahl der Mücken ab, da dann die Weibchen aufgrund der kühlen Nächte sterben.
Notwendige Ausrüstung für eine mehrtägige Kanutour
Prinzipiell ist es auch möglich mit eigenem Kanu die Tour zu machen. So gibt es aufblasbare Kanus oder Kajaks, die sich als Aufgabegepäck transportieren lassen (z.B. Gumotex Scout oder Gumotex Palava). Leiht Ihr ein Kanu von einem lokalen Vermieter aus, bieten diese oft auch ein Verleih von notwendiger Campingausrüstung an. Für eine mehrtägige Kanutour hatten wir u.a. folgende Utensilien dabei:
- Schlafsack
- Aufblasbare Isomatte
- Zelt
- Campingkocher und -Geschirr
- Smartphone, Kompass und Karte
- Wasserdichte Packsäcke
- Regenkleidung
- Badesachen
- Waschtasche
- Mobile Dusche
- abbaubares Shampoo
- Taschenmesser
- Sonnencreme
- Mückenspray und Rauchspiralen
- Wasserschuhe
- Hängematte
- …
Unsere Kanurtour auf dem Saimaa See
Tag 1 – von Anttola nach Rupakonvirta
Wir haben uns mit Tiina am Hafen in Anttola verabredet. Nach kurzer Zeit kommt sie auch schon. Sie gibt uns auf mehreren Karten einen Überblick über das Gebiet und mögliche Tourempfehlungen. Was wirklich toll war, dass sie auf all unsere Fragen eingegangen ist. Wir merkten schnell, dass sie eine Anbieterin mit sehr großen Ortskenntnissen ist. Als wir dann die zwei Kanus, Gepäcktonnen, Stechpaddel und Karte bekommen haben, kann es eigentlich losgehen.
Am Hafen fällt uns ein kleines süßes finnisches Häuschen auf, in dem sich ein Restaurant befindet. Wir entschließen uns spontan, dort einzukehren. Als unser Essen kommt, fängt es zu regnen an und sollte bis zum späten Nachmittag andauern. Zum Glück sitzen wir im Trocknen mit leckerem Essen. Den Aufenthalt haben wir Kaffee und Kuchen verlängert.
Am Nachmittag kurz nach 4 Uhr starten wir endlich unsere Kanutour. Obwohl das Wetter immer noch trübe und ungemütlich erscheint, regnet es zum Glück nicht mehr. Der Bootssteg am Hafen eignet sich ideal zum Beladen und Einsetzen der Kanus. Es lässt sich sogar mit dem eignen Auto sehr nah heranfahren. Am Hafen gibt es ebenfalls einen kostenlosen Parkplatz.
Der Abschnitt von Anttola ist noch relativ weitläufig und wenig verwinkelt. Nach kurzer Zeit haben wir eine kleine Insel im See gesichtet, die wir natürlich gleich erkunden möchten. Doch ein Anlegen ist nicht möglich, da uns Möwen im Sturzflug attackieren. Wir realisieren sehr schnell, dass die Insel mit weißen Pfeilern gekennzeichnet ist. Es ist eine Brutstelle für Möwen, was wir von Weitem nicht sehen konnten. Natürlich drehen wir ab. Dennoch ist es sehr interessant zu beobachten, wie Möwen sich untereinander aufteilen und ihre Brutstelle bzw. Insel bewachen und notfalls mit allen Mitteln schützen.
Dann paddeln wir nach der Insel Korkiasaari nach rechts und weiter zwischen den Insel Pieni Huuhtisaari und Vuohisaari. Endlich lockert sich der Himmel auf und die Sonne zeigt sich. Wir lassen uns zwischen den Inseln treiben, öffnen das erste Bier und genießen die Sonne in den Kanus. Das Wasser ist zwischen Inseln erstaunlich ruhig.
Nach kleiner Stärkung paddeln wir weiter entlang der Insel Virtasaari. Nachdem wir diese passiert sind, öffnet sich sich das Gewässer wieder. Die Strecke bis zur nächsten größeren Insel Härönsaari war doch etwas weiter als gedacht. Hier legen wir mit unseren Kanus an und gönnen uns eine Badepause, zumal das Wasser eine angenehme Temperatur hat.
Danach geht es gemütlich weiter. Wir paddeln unsere geplante Route weiter. Wir kommen an einigen Ferienhäuser und kleinen Anlegestellen für Boote vorbei. Obwohl wir noch ein wenig Strecke schaffen möchten, halten wir zugleich Ausschau nach einer geeigneten Campingstelle. Am Ende haben in der Nähe von Rupakonvirta ein kleines Uferstück der sehr großen Insel Saukonsalo gefunden. Es gibt genügend Platz für unsere Zelte und unser Lager. Auf der einen Seite zum Wasser gibt es einen großen Felsen, von dem man eine schöne Aussicht auf das umliegende Gewässer hat.
Tag 2 – von Rupakonvirta nach Pienniemi
Am zweiten Tag sind wir erst gegen Mittag aufgestanden. Jeder von uns ist liegen geblieben, weil es schon wieder regnet. Uns wird schnell klar, dass die geplante Tour so nicht schaffbar ist. Wir haben uns eine alternative Route zusammengestellt, die deutlich kürzer ist, da auch Pausen und ein gemütliches Paddeln in der Gruppe vorab ausgemacht wurde. Das ist wirklich das Gute am Saimaa See. Der See ist so groß und verwinkelt, sodass sich die Tour jederzeit flexibel anpassen lässt. Eins hatten wir jedoch am Vortag schon gelernt. Es sollten sich immer mindestens zwei Personen um die Orientierung kümmern, da die Inseln und verwinkelten Ufer schwer zu lesen sind.
Der zweite Tag startet also spät und ungemütlich. Der Unterschied ist jedoch, dass es ungemütlich bleiben sollte. Nun paddeln wir Richtung Süd-Osten und passieren nach ungefähr zwei Stunden die Fährstelle Kuparonvirran Lossi. Danach machen wir einen Schlenker Richtung Osten und legen in der Nähe von Rantala zur Pause an. Bald darauf regnet es sich ein.
In dem Moment erinnern wir uns, dass Tiina eine Unterkunft ganz in der Nähe hat. Nach kurzem Anruf paddeln wir mit unseren Kanus dorthin und alle freuen sich bei Ankunft auf Erholung im Trocknen. Ein paar Stunden später kommt Tiina und zeigt uns, wo wir alles finden. Sie hat zwei Ferienunterkünfte für Wanderer und ihre Paddler. Beide Unterkünfte sind typische finnische Mökkis. Wir sind in der alten Mökki ihrer Großeltern für 20€/Person die Nacht untergekommen. Zurückblickend war es ein richtig tolles Erlebnis, ohne Strom und fließendes Wasser in einer finnischen Holzhütte im Wald und Seenähe zu übernachten. Licht spendete uns der Kerzenleuchter an der Decke. Am Ufer gab es eine Sauna, die wir natürlich auch nutzten. Diese war mit Holz betrieben und zum Abkühlen ging es direkt in den See.
Falls ihr eine Kanutour über Tiina bucht, dann empfehlen wir definitiv eine Unterkunft in eines ihrer Hütten. Es ist ein einmaliges Erlebnis. Die andere Hütte ist eine neuere Hütte mit Strom und fließendem Wasser. Der Ausblick der Hütte aufs Wasser ist umwerfend und lädt zum Verweilen in der Sitzecke der Hütte ein. Tina erzählte uns, dass solche Hütten meist nur auf Wochenbasis vermietet werden. Ihre Hütten sieht sie als Teil ihres Kanuverleihs, als Schlechtwetter-Unterkunft und finnisches Erlebnis für ihre Paddler.
Tag 3 – von Pienniemi nach Pyövelinluodot
Am nächsten Tag wiederholt sich das finnische Erlebnis vom Vortag und der Morgen startet verregnet. Zum Mittag jedoch hört es zum Glück auf. Wir packen unsere Sachen und machen unsere Kanus startklar.
Dieses Mal ist das Zwischenziel des Tages der Lietveden Kioski auf der Insel Rapeikko, die mit einer Durchfahrtsstraße (62 – Lietvedentie) mit dem Festland verbunden ist . Dieser Stopp ist auch nötig, um unser Proviant zu schonen, denn wir hatten auf unserer ursprünglichen Route einen Einkauf im Supermarkt Sale Hurissalo eingeplant, an dem wir nicht mehr vorbeikommen werden. Laut Tiina ist Sale Hurissalo der einzige noch halbwegs gut erreichbare Supermarkt vom Wasser, den es in der Gegend gibt.
Das ist ein großer Unterschied zu einer Kanutour in Deutschland. Hier in Finnland im Saimaa Seengebiet ist es so dünn besiedelt, dass es weit und breit keine spontan erreichbaren Einkaufsmöglichkeiten gibt, nicht mal ein kleines Dorf mit kleinem Geschäft. Die Verkäufer konnten es kaum glauben, was wir soviel konsumierten und am Ende noch die gleiche Menge zum Mitnehmen wollten. Die hatten den Umsatz ihres Tages gemacht.
Am Parkplatz des Kiosks gibt es einen kleinen Weg, der zu einer Aussichtsplattform führt. Von dort genießen wir kurz die Aussicht. Von dieser Aussichtsplattform ist das Foto mit dem Schiff entstanden.
Nach der Stärkung am Kiosk paddeln wir das Westufer der Insel Ihantsalo bis die sie dann endet. Dann paddeln wir links rüber und fahren in einen Kanal. Dieser Kanal ist eine echte Abwechslung und wunderschön zugleich. Das Wasser im Kanal war auf einmal nahezu spiegelglatt. Hier gab es auch die einzige Umtragestelle auf der Tour, die sehr kurz war (ungefähr 50 – 100m über eine unbefestigte Straße). Dann geht es nach einer Pause weiter und die Sonne zeigt sich mal wieder nach langer Zeit.
Der See öffnet sich von der Breite und wir überqueren einen breiten Abschnitt. Nach einer Stunde Paddeln erreichen wir kleine Inseln mitten in der großen Seenlandschaft. Zwischen zwei Inseln wird das Gewässer flach und ist mit Schilf bewachsen. Wir legen an der rechten Insel an und sehen, dass die Insel perfekt für uns ist. Es gibt eine schöne Stelle für ein Lagerfeuer und genügend Platz für unsere Zelt. Auch diese Insel hat eine kleine Erhebung, die wir besteigen und die Aussicht genießen.
Wir bauen unsere Zelte auf und legen unsere Kanus ans Ufer. Auf einem großen Felsstein am Ufer machen wir ein Lagerfeuer, grillen Maiskolben und Marschmellows. Um halb 11, als die Sonne nochmal kräftig strahlt und ganz tief am Horizont steht, sind wir nochmal baden gegangen. Das Lagerfeuer und die tiefstehende Sonne mit ihren Strahlen über dem Wasser war ein Moment, welchen wir so schnell nicht vergessen werden.
Wir haben noch einige Zeit am Lagerfeuer verbracht, bis das Feuer erlischt ist. Die Insel mit ihrer einsamen Lage mitten im See stellte sich am Ende der Tour als schönste Übernachtungsstelle heraus. Das ist gerade das Reizende am Saimaa See. Es ist ein großer See mit unendlich vielen Inseln und wenig Tourismus und Zivilisation. So ist es auch in der Hochsaison möglich, jede Nacht eine Privatinsel für sich zu haben.
Tag 4 – von Pyövelinluodot nach Pieni Huuhtisaari
Am nächsten Morgen sind wir früh aufgestanden, da für den Vormittag Sonnenschein vorhergesagt war. Es ist in der Tat ein herrlicher Morgen, um am Wasser zu frühstücken. Für unsere Verhältnisse sind wir sehr früh aufgestanden. >Nach dem Frühstück sind wir Richtung Insel Korkiasaari, dann zur Insel Pikarit und anschließend zwischen den Inseln Varpusaar und Saukonsalo gepaddelt. Am Süd-West Ufer der Insel Varpussar haben wir angelegt und einen hohen sowie steilen Felsenhang hochgelaufen. Von dort habt ihr eine großartige Aussicht. Danach sind wir dann zu einer kleinen Insel gegenüber gepaddelt.
Jetzt ist erstmal Entspannen angesagt. Die Insel ist gerade groß genug, um unsere Hängematten aufzuspannen und bietet eine richtig schöne Stimmung zum Verweilen.. Hier sind wir bis zum Nachmittag geblieben. Nach langer Erholung in der Hängematte und mal wirklich sommerlich warmen Temperaturen geht es weiter. Dieses Mal ist die Strecke von großen offenen Seeabschnitten geprägt, ohne den Schutz zahlreicher Inseln.
Da es windig ist, gibt es ordentlichen Seegang. Für einige von uns ist es eine echte Herausforderung die Nerven zu behalten, da das Wasser der Wellen fast ins Boot hereinschwappt. Auf diesem Abschnitt ist uns nochmal die Größe des Sees klar geworden, und erinnert teilweise an eine Paddeltour auf der Müritz. Große offene Seen sollten nie überschätzt werden, und das Wetter kann schnell umschlagen und ungemütliche Seeverhältnisse mit sich bringen. Ein Beherrschen des Bootes und das Tragen einer Schwimmweste ist unabdingbar. Nach dem Überqueren des Sees paddeln wir entlang der Insel Kovernsaari und finden eine gute Campingstelle auf der Insel Pieni Huuhtisaari, die auch nicht mehr als zu weit von Anttola entfernt ist.
Die Mädels sind nach dem Abendessen schon schlafen gegangen und wir schnappen uns nochmal ein Kanu, weil der See so schön ruhig war und der Himmel aufgelockert ist. Es hat echt Spaß gemacht, den späten Abend auf dem Wasser zu verbringen. Dabei haben wir eine noch bessere Campingmöglichkeit auf der Insel Iso Huuhtisaari entdeckt, die wir schon vorher ins Auge von Weitem gefasst haben. Aus was für einem Grunde auch immer sind wir dann doch weiter gefahren. Wir haben euch die Stelle oben in der Karte markiert. Die Stelle lohnt sich echt. Man ist leicht von hohen Bäume umgeben und hat einen fast 360° Grad Blick auf die umliegende Seenlandschaft.
Tag 5 – von Pieni Huuhtisaari nach Anttola
An diesem Tag ist die Strecke von 5 km am kürzesten der gesamten Tour. Wir wollen zu Mittag nochmal im Restaurant am Hafen in Anttola einkehren. In Anttola angekommen, holen wir das Auto und entladen die Kanus. Die Kanus selbst stellen am geschlossenen Verleihstand ab. Dann ruft uns Tiina nochmal an und erkundet sich, ob alles in Ordnung ist und dass sie uns nochmal sehen möchte. Wir machen mit ihr einen Treffpunkt in der Nähe von Mikkeli an einem Kiosk aus. Der Hintergrund war, dass sich Tiina von uns persönlich verabschieden wollte. Sie hatte uns noch einige Geschichten und Traditionen des Saimaa Sees erzählt.
Zurückblickend war die mehrtägige Kanutour ein tolles Erlebnis und das Saimaa Seengebiet das perfekte Gewässer für eine erste Kanutour in Skandinavien. Für Juli hatten wir relativ schlechtes Wetter gehabt, jedoch hatten wir zum Glück kein Dauerregen. Eine Woche später war hochsommerliches Wetter.